Yoga Vasistha

VI.2:46
VI.2:47
eine Selbst; der Unwissende sieht sie dagegen nicht als das eine Selbst. Der
Unwissende ergeht sich in endlosen Argumenten. Der Erleuchtete hat mit
allen einen freundlichen Umgang. Der natürliche Zustand, der in und während
Wachen, Träumen und Tiefschlaf existiert, ist turīya oder samÃdhi. Das
Gemüt dagegen ist nichts als Konditionierung, welche bei Ergründung aufhört
zu sein.
VASIåèHA fuhr fort:
Sobald die Frucht der höchsten Wahrheit erlangt ist und sich in Befreiung
verwandelt hat, wird sozusagen auch das Gewahrsein inexistent, weil das
Gemüt nun in der höchsten Wahrheit absorbiert ist. Die Reh-heit des Reh-
Gemüts schwindet wie das Licht einer Lampeohne Brennstoff. Es verbleibt
nur noch die höchste Wahrheit. Das Gemüt, welches die Frucht der Meditation
erlangt hat, die in der Selbsterkenntnis besteht, ist nun unerschütterlich
wie ein Diamant (vajra). Die für das Gemüt typische Bewegung oder Ruhelosigkeit
verschwindet und niemand weiß, wohin! Ohne Störung oder
Getrenntheit erstrahlt nur die Erleuchtung als reines Bewusstsein.
In diesem Zustand herrscht ein müheloses Fallenlassen sämtlicher Wünsche
und nur mühelose Meditation verbleibt. Solange Brahman nicht realisiert
ist, kann man nicht im Selbst ruhen – bis dahin ist Meditation nicht
möglich, indem man einfach nur an das Selbst usw. denkt. Sobald die höchste
Wahrheit erkannt ist, geht das Gemüt wer weiß, wohin? und wunderbarerweise
verschwinden dann auch die vāsanā oder die mentale Konditionierung,
das karma und auch Freude und Verzweiflung. Dann sieht man den Yogi in
einem Zustand kontinuierlicher und ungebrochener Meditation verharren, in
diamantener Meditation oder samÃdhi (vajra-samÃdhÃna) wie ein Berg.
Wenn der Yogi desinteressiert am Vergnügen ist, wenn seine Sinne gänzlich
friedevoll und beherrscht sind, wenn er im Entzücken seines Selbst ruht,
wenn alle seine mentalen Modifikationen aufgehört haben – was sonst ist für
ihn im Namen von samÃdhi noch zu tun? Wenn der Yogi ohne mentale Konditionierung
diese Welt nicht mehr als ein Objekt der Beobachtung wahrnimmt,
kann er gar nicht anders als in vajra-samÃdhi (diamantengleicher Meditation)
zu verharren, wie wenn er dazu von einer unwiderstehlichen Macht gedrängt
würde. Das Gemüt wird nicht mehr abgelenkt. Sobald das Gemüt im Frieden
ist, da es dank dem Wissen um die Wahrheit an weltlichen Objekten nicht
mehr interessiert ist, dann ist dies samÃdhi. Die feste Zurückweisung von
Vergnügen ist Meditation. Wenn diesvoll erblüht, ist es vajra-sÃra (felsengleich).
Weil dies gleichzeitig auch der Zustand der vollkommenen Erkenntnis
ist, wird es als nirvāņa oder seliger Zustand bezeichnet.
Welchen Nutzen hat so etwas wie Meditation, solange es noch Verlangen
nach Vergnügen gibt? Und welchen Nutzen hat so etwas wie Meditation,
wenn das Verlangen aufgehört hat? Sobald es vollkommene Erkenntnis und
gleichzeitig Desinteresse an Vergnügen gibt, ist unkonditioniertes Bewusstsein
(nirvikalpa samÃdhi) die natürliche und mühelose Folge. Wer nicht mehr
566