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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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III:105,<br />

106<br />

Bitte, oh Rāma, höre eine andere interessante Geschichte, die dies verdeutlicht.<br />

In einem Land mit dem Namen Uttarāpāndava, in dessen Wäldern Weise<br />

lebten und dessen Dörfer schön und wohlhabend waren, regierte ein König<br />

mit Namen Lavaïa, ein Abkömmling des berühmten Herrschers Hariścandra.<br />

Er war rechtschaffen, edel, ritterlich, wohltätig und in jeder Hinsicht ein würdiger<br />

König. Seine Feinde waren alle besiegt – und ihre Nachfolger konnten<br />

nicht ohne Angst an ihn denken.<br />

Eines Tages kam dieser König zu seinen Hof und bestieg den Thron. Nachdem<br />

seine Minister und alle anderen ihm den schuldigen Respekt erwiesen<br />

hatten, betrat ein Zauberkünstler den Hof und grüßte ihn. Er sagte zum König:<br />

„Ich werde dir etwas Wunderbares zeigen!“ Und schon ließ er einen<br />

Strauß Pfauenfedern herumwirbeln. Daraufhin betrat ein Ritter den Hof, der<br />

ein herrliches Pferd mit sich führte. Er bat den König, dieses als ein Geschenk<br />

anzunehmen. Der Zauberkünstler forderte den König auf, das Pferd zu besteigen<br />

und nach Lust und Laune damit in der Welt umherzureiten. Der König<br />

betrachtete das herrliche Pferd.<br />

Nun schloss der König die Augen und saß bewegungslos da. Die ganze Versammlung<br />

wurde völlig still. Am Hof herrschte absolute Stille, da niemand<br />

den Frieden des Königs zu stören wagte.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Rāma, nach einiger Zeit nun öffnete der König wieder die Augen und begann,<br />

wie vor Furcht zu zittern. Weil er zu stürzen drohte, eilten die Minister<br />

zu ihm, um ihn zu stützen. Erschreckt von ihrem Anblick sprach der König:<br />

„Wer seid ihr, und was tut ihr mit mir?“ Die beunruhigten Minister erwiderten<br />

ihm: „Herr, du bist ein mächtiger König voll Weisheit, und doch konnte dich<br />

diese Täuschung überwältigen. Was ist mit deinem Gemüt geschehen? Nur<br />

diejenigen, die an den bedeutungslosen Objekten dieser Welt und den falschen<br />

Beziehungen zu Frauen, Kindern usw. hängen, sind den mentalen Abirrungen<br />

unterworfen, jedoch nicht jemand wie du – hingegeben an das Höchste.<br />

Außerdem ist nur derjenige, der nicht die Weisheit kultiviert hat, nachteilig<br />

von Zaubersprüchen, Drogen usw. betroffen, nicht jedoch derjenige, dessen<br />

Gemüt voll entwickelt ist.“<br />

Als er dies vernahm, gewann der König seine frühere Haltung zurück, obwohl<br />

er den Zauberkünstler immer noch zitternd vor Furcht betrachtete. Er<br />

sprach zu ihm: „Oh du Zauberer, was hast du mit mir getan? Du hast ein Netz<br />

der Täuschung über mich geworfen. Wahrhaftig werden sogar die Weisen von<br />

Maya’s Zauberkunststücken überwältigt – so wie ich, obgleich in diesem<br />

Körper, innerhalb eines Augenblicks wundersame Halluzinationen erlebt<br />

habe.“ Der König wandte sich an die Mitglieder des Hofes und begann von den<br />

Erfahrungen der vergangenen Stunde zu berichten:<br />

„Sobald ich diesen Zauberer sah, der diesen Strauß Pfauenfedern herumwirbelte,<br />

schwang ich mich auf das Pferd, das vor mir stand, und erfuhr eine<br />

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