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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Sein! Lass diese Welt mein Königreich sein, und ich bin, was ich bin; lass diese<br />

Welt nicht mein Königreich sein, und ich bin, was ich bin. Was habe ich mit<br />

Meditation zu tun, und was habe ich mit dem Königreich zu tun? Lasst geschehen,<br />

was zu geschehen hat. Ich gehöre zu niemandem und niemand gehört<br />

zu mir. Es gibt absolut nichts zu tun, was von dem zu tun wäre, der ich<br />

sein soll – weshalb sollte ich dann nicht einfach tun, was natürlich ist?<br />

Nach diesen Überlegungen ließ König Bali seinen strahlenden Blick über<br />

die Versammlung der Dämonen wandern, so wie die Sonne den Lotos bestrahlt.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Anschließend regierte König Bali das Königreich, wobei er alles spontan<br />

und ohne Vorsätzlichkeit ausführte, was zu tun war. Er verehrte die<br />

Brāhmanen, die Götter und die Heiligen. Er trat seinen Verwandten mit Verehrung<br />

entgegen. Er belohnte seine Dienerschaft reichlich und war in der<br />

Wohltätigkeit freigebiger, als man normalerweise erwartete. Er war achtungsvoll<br />

und anständig gegenüber den Frauen.<br />

In seinem Herzen entstand der Wunsch nach der Ausübung eines heiligen<br />

Ritus. Rasch versammelte er die Männer und Gegenstände, die dafür benötigt<br />

wurden. Während der Ausübung der Riten geschah es, dass Lord Vi«ïu, der<br />

Bali die Herrschaft über die drei Welten entwenden und an Indra übergeben<br />

wollte, die Gestalt eines Zwerges annahm und Bali betrog. Er veranlasste ihn,<br />

die Regierungsgewalt über die Welt Vi«ïu als wohltätige Gabe zu übertragen.<br />

Oh Rāma, dieser Bali wird der nächste Indra sein. Deshalb bewohnt er jetzt<br />

die Unterwelt (in die er von Lord Vi«ïu selbst gesandt worden ist) als befreiter<br />

und erleuchteter Weiser, die Zeit erwartend, in der er den Himmel regieren<br />

wird. Ob er von Glück oder Unglück heimgesucht wird – stets bleibt er<br />

vollkommen unbetroffen. Sein Bewusstsein erfährt weder Jubel noch Niedergeschlagenheit<br />

in Glück oder Unglück. Die drei Welten hat er Milliarden von<br />

Jahren regiert – nun ist sein Herz im Frieden. Ein weiteres Mal wird er als<br />

Indra für sehr lange Zeit die drei Welten regieren.<br />

Jedoch ist er weder erregt über die Aussicht, Indra zu werden, noch war er<br />

betrübt, als er seine Position verlor und in die Unterwelt geschleudert wurde.<br />

Er heißt willkommen, was immer ihm ungesucht begegnet und ist im Frieden<br />

mit sich selbst.<br />

Nun habe ich dir also die Geschichte von König Bali erzählt, oh Rāma. Erlange<br />

dieselbe Sichtweise, die er hatte, und erfreue dich des höchsten Glückes.<br />

Gib das Verlangen nach den substanzlosen und nutzlosen Sinnesvergnügen<br />

in dieser Welt auf. Die anziehenden Objekte, die dich verführen und<br />

deine Aufmerksamkeit fesseln, verdienen deine Bewunderung nicht mehr als<br />

Steinfiguren in der Ferne. Verankere dein Gemüt, welches von einem Ding<br />

zum nächsten flitzt, fest in deinem Herzen.<br />

Du bist das Licht des Bewusstseins, oh Rāma; in dir selbst sind diese Welten<br />

verwurzelt. Wer ist dein Freund, wer sind andere? Du bist das Unendliche. In<br />

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