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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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wird auch diese illusorische Welterscheinung nicht länger genährt und alles<br />

Verlangen kommt an ein Ende.<br />

Dieses Universum ist gewiss ohne eine Ursache entstanden - wie kann man<br />

die Wahrheit einer Schöpfung akzeptieren, die ohne eine Ursache oder einen<br />

Zweck ins Sein getreten ist? Seit unausdenklicher Zeit sind alle diese Körper<br />

stets im kosmischen Sein enthalten, so wie Töpfe für immer im Ton enthalten<br />

sind. So wie der Ozean in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Ozean<br />

existiert und ein und dasselbe Wasser eine Zeitlang die Gestalt einer Welle<br />

annimmt, so ist alles hier für alle Zeiten das kosmische Sein. Nur ein Narr<br />

unterhält die Idee „Dies bin ich“ in Bezug zu dieser temporären Erscheinung,<br />

die Körper usw. genannt wird.<br />

Auf dieselbe Weise war das Gemüt am Anfang Bewusstsein und wird auch<br />

am Ende wieder Bewusstsein sein (nachdem seine Natur und seine Funktionsweise<br />

als das Gemüt aufgehört haben). Weshalb sollte es dann in der Mitte<br />

(also jetzt) anders genannt werden?<br />

Alle diese Phänomene scheinen eine flüchtige Natur zu haben wie Traumerscheinungen,<br />

Visionen in einem Delirium, Halluzinationen eines Trunkenbolds,<br />

optische Täuschungen, psychosomatische Erkrankungen, emotionale<br />

Störungen und psychotische Zustände. Jedoch hast du, oh Gemüt, diesen<br />

Dingen eine dauerhafte Realität verliehen, so wie ein Liebhaber leidet, wenn<br />

er sich einbildet, von seiner Geliebten getrennt zu sein. Aber natürlich ist dies<br />

nicht dein Fehler – es ist der meine, da ich immer noch die Idee habe, dass du,<br />

mein Gemüt, ein reales Ding seiest. Sobald ich erkenne, dass alle diese Phänomene<br />

nichts als illusorische Erscheinungen sind, wirst du zum Nicht-<br />

Gemüt und sämtliche Erinnerungen an Sinneserfahrungen usw. gelangen an<br />

ihr Ende. Wenn Bewusstsein sich selbst erkennt und seine selbstbegrenzende<br />

mentale Konditionierung ablegt, wird das Gemüt frei von seinen Färbungen<br />

und ruht in seiner essenziellen Natur, die Bewusstsein ist. Sobald das Gemüt<br />

all seine Glieder sammelt und sich selbst dem Feuer des reinen Bewusstseins<br />

darbietet, wird es gereinigt und erlangt die Unsterblichkeit.<br />

UDDALĀKA fuhr fort nachzudenken:<br />

Wenn das Gemüt erkennt, dass der Körper verschieden von ihm ist, wenn<br />

es die eigene Konditioniertheit (die Konzepte) aufgibt und seine eigene flüchtige<br />

Natur wahrnimmt, dann ist dies ein großer Sieg. Gemüt und Körper sind<br />

einer des anderen Widersacher – folglich bringt die Vernichtung der beiden<br />

höchstes Glück. Denn sobald sie zusammenkommen, entsteht aufgrund ihrer<br />

wechselseitigen Feindschaft eine Unzahl Leiden.<br />

Das Gemüt gebiert den Körper aus seiner eigenen Gedankenkraft heraus,<br />

und während der gesamten Lebenszeit des Körpers füttert das Gemüt diesen<br />

mit seinen (des Gemüts) eigenen Sorgen. Und so von Sorgen gequält, wünscht<br />

der Körper das Gemüt, seinen eigenen Vater, zu vernichten! In dieser Welt<br />

gibt es weder Freund noch Feind – was uns Freude bereitet, ist unser Freund,<br />

und was uns Schmerzen verursacht, ist unser Feind!<br />

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