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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VASIåèHA fuhr fort:<br />

Unmittelbar nach dem Tode, dem Zustand, von dem man sagen könnte, dass<br />

man in ihm weder ist noch nicht ist, und in dem das Bewusstsein sozusagen<br />

ein wenig die Augen öffnet, obwohl dies nicht stattzufinden scheint – dieser<br />

Zustand wird pradhāna bzw. der materielle oder träge Zustand des Bewusstseins<br />

genannt. Er ist ferner als die ätherisch-geistige, nicht-manifeste Natur<br />

bekannt. Er wird daher sowohl als fühlend wie nicht-fühlend betrachtet. Er<br />

ist das, was für die Erinnerung und ihre Abwesenheit, und daher auch für die<br />

nächste Geburt verantwortlich ist.<br />

Sobald diese ätherisch-geistige Natur erwacht und sich in ihrem Bewusstsein<br />

der Ich-Sinn manifestiert, entstehen dadurch die fünf Elemente (Erde,<br />

Wasser, Feuer, Luft und Äther), das Raum-Zeit-Kontinuum und alle weiteren<br />

Stoffe, die für die physische Geburt und Existenz benötigt werden. Diese<br />

kondensieren dann in ihre materiellen Gegenstücke. Während der Wach- und<br />

Traumzustände führen sie das Empfinden des physischen Körpers herbei.<br />

Aber all dies ist in Wirklichkeit der ätherisch-geistige Körper des jīva.<br />

Sobald die Idee „Ich bin der Körper“ tief eingewurzelt ist, entwickelt derselbe<br />

ätherisch-geistige Körper die physischen Eigenschaften eines Körpers<br />

(wie z.B. die Augen usw.), wobei all dies nur wie eine Schwingung oder Bewegung<br />

der Luft vor sich geht. Obwohl all dies als vollkommen real erscheint, ist<br />

es doch ebenso unwirklich wie die Erfahrung von sexuellem Vergnügen in<br />

einem Traum.<br />

Wo auch immer man stirbt – genau dort sieht der jīva all dies geschehen. In<br />

diesem Raum, in diesem Feld des Bewusstseins selbst, stellt er sich vor: „Dies<br />

ist die Welt, dies bin ich”. Er glaubt, dass er geboren sei und erfährt die Welt,<br />

die nichts als Raum ist. Er selbst, der jīva, ist ebenfalls nichts als Raum! Nun<br />

denkt er: „Er ist mein Vater, sie ist meine Mutter, dies ist mein Besitz, ich habe<br />

diese wunderbare Tat vollbracht; oh weh – ich habe gesündigt.“ Er phantasiert:<br />

„Ich wurde ein kleines Kind, und jetzt bin ich ein Jugendlicher”. Und alle<br />

diese Dinge sieht er in seinem Herzen.<br />

Dieser Dschungel, der als Schöpfung bekannt ist, taucht im Herzen eines<br />

jeden jīvas auf. Wo auch immer eine Person stirbt, dort sieht sie diesen<br />

Dschungel. Auf diese Weise werden im Bewusstsein jedes einzelnen jīvas<br />

zahllose Welten geboren, die alle wieder verschwinden; gleich wie zahllose<br />

Brahmā's, Rudras, Vi«ïu und Sonnen wieder verschwunden sind. Auf diese<br />

Weise hat die illusionäre Wahrnehmung der Welt schon unzählige Male stattgefunden.<br />

Sie findet jetzt gerade statt, und sie wird auch in der Zukunft stattfinden.<br />

Denn all dieses ist nicht verschieden von der Bewegung der Gedanken,<br />

die wiederum nicht unabhängig vom unendlichen Bewusstsein ist. Denn<br />

was ist in Wirklichkeit die mentale Aktivität anderes als Bewusstsein selbst?<br />

Und dieses Bewusstsein ist die höchste Wahrheit.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

III:41<br />

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