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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:58,<br />

59<br />

immer in diesem Brahman auftaucht, wird von Brahman wie ein Objekt der<br />

Erfahrung erfahren. Dieses Brahman selbst bildet sich ein, dass all dies<br />

„Schöpfung“ ist. Aber der Erfahrende, das Erfahren und die Erfahrung ist<br />

eines und unteilbar. Und genau so sind Brahman, die Idee der Schöpfung<br />

sowie die Schöpfung selbst nichts als Brahman. Wie kann dann der Ich-Sinn<br />

oder die falsche Idee des „ich“ auftauchen?<br />

So habe ich dir nun also erklärt, wie man dieses Gespenst des Ich-Sinns, das<br />

bei rechtem Verstehen verschwindet, zu Fall bringt. Der Ich-Sinn wurde von<br />

mir klar und auf die rechte Weise erkannt. Und selbst wenn er auch jetzt noch<br />

in mir aufzutauchen scheint, so ist er doch wirkungslos wie gemaltes Feuer.<br />

So bin ich den Ich-Sinn losgeworden. Ich existiere im Raum, als wäre ich<br />

außerhalb davon und in der Schöpfung so, als wäre ich außerhalb von ihr.<br />

Weder gehöre ich zum Ich-Sinn, noch gehört dieser zu mir oder existiert in<br />

mir. In meiner Sichtweise bin ich nicht noch gibt es da andere – alles ist und<br />

nichts ist.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Die Geschichte vom Felsen, die ich dir nun erzählen werde, oh Rāma, wird<br />

gänzlich klar machen, wie es innerhalb eines Felsens tausende von Schöpfungen<br />

gibt. Auch in diesem physischen Raum gibt es zahllose Schöpfungen.<br />

Tatsächlich existieren in jedem Element oder Objekt zahllose Kreaturen.<br />

Jedoch existieren sie alle nicht als reale Substanzen oder Wesenheiten, sondern<br />

nur in diesem unteilbaren, unendlichen Bewusstsein. Von Beginn an<br />

wurde nichts jegeschaffen. Brahman allein existiert als Brahman, als Raum,<br />

Luft, Feuer, Wasser, Erde, Berge usw. Zwischen Brahman und der Schöpfung<br />

gibt es keine Getrenntheit oder Dualität, denn dies sind nur Worte ohne Bedeutung.<br />

Sogar „Einheit“ und „Dualität“ sind nur bedeutungslose Worte. Das,<br />

was diese Ideen von Einheit und Dualität erschafft, erschafft auch die Ideen<br />

von Brahman und der Schöpfung. Wenn diese Ideen aufgehört haben, gibt es<br />

da einen großen inneren Frieden, selbst wenn man noch tätig ist. Alles ist<br />

nirvāņa. Die wahrgenommene Schöpfung ist wie der Himmel (leer, obgleich<br />

scheinbar mit Form und Farbe). Gewahre das gesamte Universum wie aus dir,<br />

mir, Bergen, Göttern und Dämonen usw. zusammengesetzt, so wie du auch<br />

die Schöpfungen und Ereignisse eines Traums wahrnimmst.<br />

* * *<br />

Die Welt im Felsen<br />

Nachdem ich einhundert Jahre im samÃdhi verblieben war, kehrte ich ins<br />

Körperbewusstsein zurück und vernahm ein Seufzen. Ich lauschte und ver-<br />

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