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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Es gibt einen heiligen Mann in diesem Universum, den man Nārada nennt.<br />

Einst war er in einer Höhle am Ufer des heiligen Flusses GaÇgā in Meditation<br />

versunken. Am Ende seiner Meditation hörte er den Klang von Armreifen, die<br />

anscheinend einigen Leuten gehörten, die sich im Wasser vergnügten. Aus<br />

bloßer Neugierde blickte er in ihre Richtung und erschaute einige der höchsten<br />

himmlischen Nymphen, die nackt im Wasser spielten. Sie waren unbeschreiblich<br />

schön. Sein Herz erfuhr ein Entzücken und sein Gemüt verlor<br />

einen Augenblick lang das Gleichgewicht, überwältigt von Lust.<br />

ŚIKHIDHVAJA fragte:<br />

Oh Heiliger, obschon er ein Weiser von großem Wissen und sogar ein Befreiter<br />

war, ohne Wunsch und Anhaftung, und obschon sein Bewusstsein<br />

unbegrenzt wie der Himmel war, wie kam es, dass er von Lust überwältigt<br />

wurde?<br />

DER BRĀHMANE (CôÖĀLĀ) sagte:<br />

Oh königlicher Weiser, sämtliche Wesen in den drei Welten einschließlich<br />

der Götter im Himmel haben einen Körper, der den zwiefachen Mächten<br />

unterworfen ist. Ob man nun unwissend oder weise ist – so lange man verkörpert<br />

ist, ist der Körper dem Glück und dem Unglück, Vergnügen und<br />

Schmerz unterworfen. Indem man sich erfreulichen Objekten hingibt, erfährt<br />

man Vergnügen und durch Mangel daran (Hunger usw.) erfährt man Qualen.<br />

Darin besteht nun einmal die Natur der Dinge.<br />

DER BRĀHMANE (CôÖĀLĀ) fuhr fort:<br />

Wird das Selbst, welches die Wirklichkeit und rein ist, auch nur einen Moment<br />

lang vergessen, dann erfährt das Objekt der Erfahrung eine Erweiterung.<br />

Dies geschieht nicht, sofern ein ungebrochenes Gewahrsein herrscht. So<br />

wie Finsternis und Licht seit jeher mit Tag und Nacht in Verbindung gebracht<br />

werden, so hat die Erfahrung von Freude und Schmerz für den unwissenden<br />

Menschen die Existenz des Körpers bestätigt. Im Weisen jedoch, auch wenn<br />

eine solche Erfahrung im Bewusstsein reflektiert wird, erzeugt sie keinen<br />

Eindruck. Wie im Fall eines Kristalls wird der weise Mensch von einem Objekt<br />

nur dann beeinflusst, wenn dieses sich aktuell und physisch in seiner<br />

unmittelbaren Nähe befindet. Die unwissende Person jedoch ist so stark<br />

beeinflusst, dass sie über die Objekte sogar in deren Abwesenheit brütet. Das<br />

ist also das Kennzeichen: Eine ausgedünnte Verletzlichkeit bedeutet Befreiung,<br />

während die dichte Eintrübung des Gemüts Bindung bedeutet.<br />

(Als Erwiderung auf Áikhidhvaja‘s Frage: „Wie können Vergnügen und<br />

Schmerz sogar in der Abwesenheit des Objektes auftreten?“ sprach der<br />

Brāhmane:) Die Ursache liegt in dem Eindruck, der über den Körper, die<br />

Augen usw. im Herzen empfangen worden ist. Später dann erweitert sich<br />

dieses von selbst. Sobald das Herz erregt ist, erregt die Erinnerung den jīva<br />

am Sitz der kuï¬alinÅ. Die nādÅs, die im gesamten Körper verzweigt sind,<br />

werden betroffen. Die Erfahrungen von Vergnügen und von Schmerz betref-<br />

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