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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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Intelligenz ist das Selbst. Die Erkenntnis des kosmischen Seins allein ist die<br />

wahre Verehrung des kosmischen Seins.<br />

Es ist einzig das Selbstoder das kosmische Bewusstsein, auf welches durch<br />

Ausdrücke wie „diese Welt“ hingewiesen wird. Oh, wie groß ist doch dieses<br />

rätselhafte Wunderwerk, dass das Selbst, welches reines Bewusstsein oder<br />

Intelligenz ist, auf seltsame Weise seine eigene Natur zu vergessen scheint<br />

und sich selbst als jīva (die individuelle Seele) betrachtet. In Wahrheit existiert<br />

in diesem kosmischen Sein, welches die Realität in allem ist, nicht einmal<br />

die Trennung in Verehrer, Verehrung und Verehrtes. Es ist unmöglich, dieses<br />

kosmische Sein zu beschreiben, welches das gesamte Universum ohne Teilung<br />

erhält und trägt; es ist unmöglich, jemanden darüber zu belehren. Und<br />

wir erachten diejenigen dieser Unterweisung nicht wert, die sich Gott als<br />

begrenzt durch Raum und Zeit vorstellen. Verehre daher das Selbst durch das<br />

Selbst, indem du alle diese begrenzenden Konzepte aufgibst, indem du auch<br />

die Trennung zwischen Verehrer und dem Verehrten (dem Höchsten Herrn)<br />

aufgibst. Sei im Frieden, rein, frei von Verlangen. Denke stets daran, dass alle<br />

deine Erfahrungen und Ausdrucksformen die Verehrung des Selbst sind.<br />

(Als Erwiderung auf Vasi«Âhas Frage nach einer umfänglicheren Erläuterung<br />

von Śiva, Brahman und dem Selbst, weshalb sie so genannt werden und<br />

wie solche Unterscheidungen entstehen, fuhr der Höchste Herr folgendermaßen<br />

fort:)<br />

Die Wirklichkeit ist anfanglos und endlos und wird nicht einmal in irgendetwas<br />

widerspiegelt – das ist die Wirklichkeit. Weil es nicht möglich ist, sie<br />

mit Hilfe der Sinne und des Gemüts zu erfahren, denkt man über sie so, als sei<br />

sie nicht-existent.<br />

(Als Antwort auf Vasi«Âhas Frage: „Wenn sie jenseits des Verstandes ist –<br />

wie kann sie dann realisiert werden?“, erwiderte der HÖCHSTE HERR:)<br />

Im Falle des Suchers, der sich nach Freiheit von der Unwissenheit sehnt und<br />

der folglich mit „sātvic avidyā“ (subtile Unwissenheit) ausgestattet ist , entfernt<br />

diese sātvic avidyā die Unwissenheit auf dieselbe Weise, wie der Wäscher<br />

mit Hilfe einer anderen Art von Schmutz (Seife) den Schmutz aus der<br />

Wäsche wäscht. Auf die gleiche Weise wird die Unwissenheit entfernt – das<br />

Selbst erkennt das Selbst durch das Selbst, und das Selbst sieht das Selbst<br />

aufgrund seiner eigenen, selbstleuchtenden Natur.<br />

Der HÖCHSTE HERR fuhr fort:<br />

Wenn ein Kind mit Kohle spielt, werden seine Finger schwarz. Wenn es seine<br />

Hände wäscht, aber gleich wieder mit der Kohle spielt, werden sie wieder<br />

schwarz. Rührt es die Kohle nach dem Waschen jedoch nicht wieder an, dann<br />

bleiben seine Hände sauber. Wenn jemand auf dieselbe Weise die Natur des<br />

Selbst ergründet und sich gleichzeitig aller Tätigkeiten enthält, die avidyā<br />

oder Unwissenheit fördern und unterstützen, dann verschwindet die Finsternis<br />

der Unwissenheit. Jedoch ist es stets nur das Selbst, welches sich des<br />

Selbst bewusst wird.<br />

VI.1:41<br />

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