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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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SARASVATĪ sagte: Mein Kind, ich äußere keine Falschheit, sondern sage die<br />

Wahrheit. Es klingt unglaubwürdig, aber dieses Königreich erscheint nur<br />

aufgrund seines Wunsches nach einem Königreich in der Hütte des heiligen<br />

Mannes. Die Erinnerung an die Vergangenheit ist verborgen – und ihr beide<br />

seid aufs Neue auferstanden. Tod ist nur das Erwachen aus einem Traum.<br />

Eine Geburt, die aus einem Wunsch entsteht, ist nicht wirklicher als der<br />

Wunsch selbst – wie Wasser in einer Luftspiegelung!<br />

SARASVATĪ fuhr fort:<br />

Līlā, dein Haus, du selbst, ich und all dies hier ist reines Bewusstsein und<br />

nichts anderes. Dein Haus war auch in dem Haus des heiligen Mannes<br />

Vāsi«Âha enthalten. Im Raum seines jīva existierten die Flüsse, die Berge und<br />

alles andere. Sogar nach der „Erschaffung“ von all diesem im Haus des heiligen<br />

Mannes blieb dieses wie zuvor. In der Tat befinden sich in jedem Atom<br />

Welten innerhalb von Welten.<br />

LĪLù fragte:<br />

Oh Gottheit, du sagtest, dass der heilige Mann vor gerade acht Tagen gestorben<br />

sei, und doch haben mein Gemahl und ich eine lange Zeit gelebt. Wie<br />

kannst du diese Diskrepanz erklären?<br />

SARASVATĪ sagte:<br />

Oh Līlā, so wie Raum keinerlei festes Maß hat, so hat auch die Zeit kein festes<br />

Maß. So wie die Welt und ihre Entstehung bloße Erscheinungen sind, so<br />

sind ein Moment und eine Epoche rein imaginär – nicht real. Im Moment<br />

eines Augenzwinkerns erlebt der jīva die Illusion des Todes, vergisst, was<br />

davor geschehen ist, und denkt innerhalb des unendlichen Bewusstseins „Ich<br />

bin dies“ und „Ich bin dessen Sohn, bin so und so alt“ usw. Es gibt keinen<br />

substanziellen Unterschied zwischen den Erfahrungen dieser Welt und denen<br />

in einer anderen – alle sind nur Gedankenformen im unendlichen Bewusstsein.<br />

Sie sind wie zwei Wellen im selben Ozean. Da diese Welten niemals<br />

erschaffen worden sind, werden sie auch niemals aufhören zu sein – so lautet<br />

das Gesetz. Ihre wahre Natur ist Bewusstsein.<br />

So wie es in einem Traum in kurzer Zeit Geburt, Tod und Beziehungen gibt,<br />

und wie dem Liebhaber eine einzige Nacht ohne seine Geliebte wie eine Epoche<br />

vorkommt, so denkt der jīva an erfahrene und nicht-erfahrene Objekte in<br />

der Zeit eines Augenzwinkerns. Und unverzüglich danach stellt er sich diese<br />

Dinge (die Welt) als wirklich vor. Sogar diejenigen Dinge, die er weder erfahren<br />

noch gesehen hat, zeigen sich vor seinen Augen wie in einem Traum.<br />

Diese Welt und ihre Entstehung besteht aus nichts als Erinnerung und<br />

Traum. Entfernungen und Zeitmaße wie ein Moment oder ein Zeitalter sind<br />

nichts als Halluzinationen. Dies ist die eine Art des Wissens, nämlich diejenige<br />

der Erinnerung. Es gibt noch eine andere, die sich nicht auf die Erinnerung<br />

an vergangene Erfahrungen gründet. Sie besteht in der zufälligen Begegnung<br />

eines Atoms und des Bewusstseins, die dann auf ihre eigene Art Wirkungen<br />

hervorruft.<br />

III:20, 21<br />

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