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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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so fest gestaltet ist und so viele Lasten zu tragen vermag. Schaut euch den<br />

Mond an. Wenn er am östlichen Himmel auftaucht, verstrahlt er sein sanftes<br />

Licht in alle Richtungen, bringt Segen für alle Wesen und erlöst sie von ihrer<br />

Furcht vor Finsternis und Nacht. Aber sogar dieser Mond ist mit dunklen<br />

Flecken besudelt. Wenn es sogar mit den Himmelskörpern so steht – was<br />

können wir in dieser Welt ein unbeflecktes Objekt bezeichnen, was können<br />

wir in dieser Welt wohl gut und vorzüglich nennen, was von Zeit oder Schicksal<br />

nicht im nächsten Augenblick getrübt wird? Ganz gewiss gibt es nichts<br />

dergleichen auf der Erde.“<br />

DIE MINISTER UND ANDERE sprachen:<br />

Gewahre, oh König, die Herrscher über die Grenzen der Erde, wie sie in ihre<br />

Schlachten vertieft sind. Die himmlischen Nymphen steuern die Luftfahrzeuge,<br />

die die in der Schlacht gefallenen Edlen fortbringen. Dies betrachtet man<br />

als die besten Ziele, die in diesem Leben zu erreichen sind: ein Leben in Gesundheit<br />

und Reichtum, das nicht das Missfallen der Gesellschaft hervorruft,<br />

und dass man sich auch für andere an gerechten Kriegen beteiligt. Wer jemanden<br />

tötet, der ihn angegriffen hat, und dabei die moralischen Regeln<br />

gerechter Kriegsführung nicht verletzt, ist ein Held und geht in den Himmel.<br />

Gewahre den Himmel, oh König, an dem die mächtigen Götter und Dämonen<br />

in Gestalt der Sterne erscheinen und der gleichzeitig der Raum ist, in dem<br />

sich die riesigen Planeten und Sterne wie Sonne und Mond bewegen. Die<br />

Toren erachten all dies als leeren Raum. Trotz all dem Kreisen dieser Sterne<br />

und Planeten, trotz all der Schlachten zwischen Göttern (Licht) und Dämonen<br />

(Finsternis) wurde dieser Raum noch nie besudelt oder verschmutzt oder in<br />

irgendeiner anderen Hinsicht verändert.<br />

Oh Raum! Obwohl du in deinem Schosse die Sonne und sogar Lord<br />

Nārāyana und sein gesamtes Gefolge trägst, hast du doch niemals die in dir<br />

wohnende Dunkelheit aufgegeben. In der Tat ist dies ein großes Rätsel. Und<br />

doch erachten wir den Raum als weise und erleuchtet, denn er ist unberührt<br />

von den Mängeln und Fehlern der Welten, die ihn ihm treiben.<br />

Oh Raum! Während des Tages erstrahlst du. Zur Zeit der Dämmerung und<br />

bei Anbruch der Nacht erglühst du purpurrot. Zur Nachtzeit bist du dunkel.<br />

Du bist ohne Materialität. Weder hältst du noch trägst du die Lasten irgendeines<br />

Stoffes. Daher wirst du als Māyā gesehen. Niemand, nicht einmal die<br />

Gebildeten und die Weisen, vermögen dich und deine wahre Natur genau zu<br />

verstehen. Oh Raum, du besitzt nichts, aber erlangst doch alles. In dir selbst<br />

bist du reine Leerheit und bewirkst doch, dass alles in dir wächst und erhaben<br />

ist.<br />

Im Raum gibt es weder Städte noch Dörfer, weder Wälder noch Gärten, weder<br />

Bäume noch Schatten, und doch durchkreist ihn die Sonne jeden Tag aufs<br />

Neue. Wahrlich, die Edlen erfüllen ohne Versäumnis ihre Pflicht, wie schwierig<br />

und verdrießlich diese auch immer sein mag.<br />

VI.2:116<br />

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