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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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sende Person sich im unendlichen Bewusstsein vorstellt, das allein nimmt sie<br />

dann wahr. Im Licht des Gewahrseins wird das Leben als Bewusstsein gesehen;<br />

wird es jedoch als „Leben“ angesehen, dann scheint es auch nicht mehr<br />

als „Leben“ zu sein! In Wirklichkeit gibt es keinen essenziellen Unterschied<br />

zwischen Leben und Bewusstsein. In derselben Weise existiert kein realer<br />

und essenzieller Unterschied zwischen dem Individuum (jīva) und dem kosmischen<br />

Sein (Śiva). Wisse, dass all dies das ungeteilte und unteilbare unendliche<br />

Bewusstsein ist.<br />

* * *<br />

Die Geschichte von Suraghu<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

In diesem Zusammenhang gibt es eine interessante Legende, oh Rāma, die<br />

ich dir nun erzählen möchte.<br />

In den Bergketten des Himālaya gibt es einen Berg, den man Kailāsa nennt.<br />

Am Fuß dieses Berges lebte ein Bergstamm, der HemajaÂa (die Gelbhaarigen)<br />

genannt wurde. Ihr König hieß Suraghu. Er war mächtig, stark und weise. Er<br />

besaß Selbsterkenntnis und war sehr gebildet in Dichtkunst und Literatur. Er<br />

kannte keinerlei Müdigkeit. In seiner Regierungskunst war er gerecht, segensreich<br />

für diejenigen, die Segen verdienten, und verhängnisvoll für diejenigen,<br />

die das Verhängnis verdienten. Im Verlaufe all seiner vielfältigen Aktivitäten<br />

jedoch wurde seine spirituelle Sichtweise mehr und mehr verdunkelt.<br />

Suraghu begann nachzudenken: „Die Leute haben aufgrund meiner Handlungen<br />

viel zu leiden. Ihr Leiden ist wahrhaftig auch mein Leiden. Ich sollte<br />

sie mit Reichtum überhäufen, und dann würden sie frohlocken, wie ich frohlocken<br />

würde, wenn ich reich würde. Ihre Freude wäre auch meine Freude.<br />

Aber indem ich sie abwechselnd belohne und bestrafe, belohne und bestrafe<br />

ich mich selbst in ständigem Wechsel.“ So denkend, geriet der König in große<br />

Bedrängnis.<br />

Eines Tages besuchte der Weise Māï¬avya den König. Suraghu hieß den<br />

Weisen willkommen, verbeugte sich vor ihm, ehrte ihn und sprach: „Hoher<br />

Herr, ich bin gequält von dem Gedanken, dass all die Segnungen und Bestrafungen,<br />

die ich meinem Volk zuteil werden lasse, eines Tages auf mich kommen<br />

werden. Bitte hilf mir, eine ausgeglichene Sichtweise zu erwerben und<br />

errette mich von Vorurteil und Voreingenommenheit!“<br />

MĀ×ÖAVYA erwiderte:<br />

Alle mentalen Schwächen gelangen an ein Ende, sobald die auf Eigenbemühung<br />

gegründete Weisheit in einem Menschen auftaucht, der fest in der<br />

Selbsterkenntnis verankert ist. Die Qualen in seinem Gemüt verliert er durch<br />

V:58<br />

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