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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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des Menschen der Selbsterkenntnis schlägt nicht wieder einen abwärts führenden<br />

Weg ein. Nur das reine Bewusstsein existiert dann noch – lass daher<br />

in dir niemals die Ideen von „Ich bin so-und-so“ oder „Dies ist mein“ auftauchen.<br />

Sogar das Wort „Selbst“ wird nur verwendet, um die Verständigung zu<br />

ermöglichen – die Wahrheit befindet sich jenseits all dieser Beschreibungen.<br />

Da ist keine Dualität, da sind keine Körper, und folglich gibt es auch keinerlei<br />

Beziehungen zwischen ihnen – in der Sonne gibt es keine Schatten! Obwohl<br />

ich dir gegenüber für den Zweck unseres Gesprächs von einer Dualität ausgehe,<br />

existiert diese in Wahrheit nicht.<br />

So wie es keine Beziehung zwischen Licht und Dunkelheit gibt, so gibt es<br />

auch keine zwischen dem Körper und dem darin Verkörperten. Wenn die<br />

Wahrheit erkannt wird, hören alle irrigen Ideen auf. Das Selbst ist Bewusstsein<br />

– rein, ewig, selbstleuchtend und frei von Wandel. Der Körper dagegen<br />

ist vergänglich und unrein. Wie kann zwischen beiden eine Beziehung bestehen?<br />

Der Körper wird durch die Lebenskräfte oder die anderen Elemente am<br />

Leben erhalten – daher kann dieser Körper keine wie auch immer geartete<br />

Beziehung mit dem Selbst haben. Auch wenn daher diese beiden (Selbst und<br />

Körper) als zwei unterschiedliche Realitäten betrachtet werden, könnte es<br />

keinerlei Beziehung zwischen ihnen geben. Aber wenn diese Dualität unreal<br />

ist, dann ist das Denken daran belanglos. Lass diese Wahrheit tief in dir verwurzelt<br />

sein: Zu keiner Zeit hat es irgendwo für irgendjemanden Bindung<br />

oder Befreiung gegeben.<br />

Es ist klar, dass all dieses nichts als das eine, unendliche Selbst oder Bewusstsein<br />

ist. Wenn du Konzepten wie „Ich bin glücklich oder unglücklich“<br />

oder „Ich bin unwissend“ Ohr leihst, werden dir diese nicht endende Sorgen<br />

bringen. Der Körper trat aufgrund von Wind (Lebensatem) ins Dasein; er<br />

existiert aufgrund dessen, er spricht als Ursache davon, und sämtliche Sinne<br />

arbeiten aufgrund dessen: Die Intelligenz in ihm ist nichts anderes als das<br />

unteilbare Bewusstsein. Dieses unendliche Bewusstsein allein ist überall<br />

ausgebreitet als Raum usw., und der letztere ist im Bewusstsein widerspiegelt,<br />

wobei diese Widerspiegelung „Gemüt“ genannt wird. Wenn das Gemüt<br />

den Käfig des Körpers aufgibt und davon fliegt, dann erfährt es das Selbst,<br />

welches Bewusstsein ist. Wo es Duft gibt, gibt es Blumen; wo das Gemüt ist,<br />

da gibt es Bewusstsein. Jedoch ist das Gemüt allein die Ursache für das Entstehen<br />

dieser Welt – da das Bewusstsein allgegenwärtig und unendlich ist, ist<br />

es zwar die letztgültige Ursache, jedoch nicht die Ursache der Welterscheinung.<br />

Daher besteht in Wahrheit die Ursache dieser Welterscheinung in der<br />

Nicht-Ergründung der Natur der Realität, also in der Unwissenheit. So wie<br />

eine Lampe unverzüglich die Dunkelheit beseitigt, so zerstreut das Licht der<br />

Selbsterkenntnis unverzüglich die Dunkelheit der Unwissenheit. Daher sollte<br />

man das ergründen, was als jīva oder als Gemüt oder der innere psychologische<br />

Faktor bezeichnet wird.<br />

RùMA fragte:<br />

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