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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.1:75,<br />

76<br />

Alle Sorgen hören auf, alle Bindungen werden zerrissen und alle Zweifel<br />

zerstreut, sobald man während einer langen Zeit voll im Gleichmut des Selbst<br />

verankert ist, wenn die Wahrnehmung von Getrenntheit aufgehört hat und<br />

man die Fülle erfährt durch die Erkenntnis dessen, was erkannt werden<br />

muss. Was muss erkannt werden? Es ist das Selbst, welches rein und von der<br />

Natur reinen Bewusstseins ist, welches allgegenwärtig und ewiglich ist.<br />

BHAGýRATHA fragte:<br />

Ich weiß bereits, dass nur das Selbst real ist, während der Körper usw. nicht<br />

real ist. Aber weshalb ist dies alles für mich immer noch nicht vollkommen<br />

klar?<br />

TRITALA sprach:<br />

Ein intellektuelles Wissen dieser Art ist keine Erkenntnis! Dies ist Erkenntnis:<br />

Unangehaftet sein an Weib, Sohn und Haus, Gleichmut in Freud und Leid,<br />

Liebe zur Einsamkeit, feste Verankerung in der Selbsterkenntnis. Alles andere<br />

ist Unwissenheit! Nur wenn der Ich-Sinn ausgedünnt ist, taucht diese Selbsterkenntnis<br />

auf.<br />

BHAGýRATHA fragte:<br />

Wie kann dieser so fest im Körper verankerte Ich-Sinn entwurzelt werden?<br />

TRITALA erwiderte:<br />

Durch Eigenbemühung und entschlossenes Abwenden vom Verlangen nach<br />

Vergnügen. Und durch nachdrückliches Niederreißen des Gefängnisses von<br />

Scham und Schande (falsche Würde) usw. Wenn du all dies aufgibst und fest<br />

dabei bleibst, wird der Ich-Sinn verschwinden und du realisierst, dass du das<br />

höchste Wesen bist!<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nachdem er diese Anweisungen des Lehrers vernommen hatte, entschloss<br />

sich BhagÅratha einen religiösen Ritus auszuüben als Auftakt zur vollkommenen<br />

Entsagung der Welt. Innerhalb von drei Tagen verschenkte er alles an die<br />

Priester und seine eigenen Verwandten, ob diese nun einen guten Charakter<br />

hatten oder nicht. Sein eigenes Königreich übergab er seinen Feinden, die<br />

jenseits der Landesgrenzen lebten. Gekleidet in ein kleines Lendentuch, verließ<br />

er das Königreich und wanderte in Ländern und Wäldern umher, in denen<br />

er unbekannt war.<br />

Schon sehr bald erlangte er den Zustand des höchsten Friedens in seinem<br />

Innern. Zufällig und unwissentlich betrat BhagÅratha eines Tages wieder sein<br />

eigenes, früheres Königreich und bat die Bewohner um Almosen. Diese erkannten<br />

ihn, verehrten ihn und beteten, dass er wieder ihr König werde. Er<br />

jedoch nahm nichts anderes entgegen als etwas Essen. Die Bürger klagten:<br />

„Seht doch, dies ist der König BhagÅratha! Was für ein trauriger Anblick, welch<br />

eine unglückliche Wendung des Schicksals!" Nach einigen Tagen verließ<br />

BhagÅratha das Königreich wieder.<br />

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