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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:192<br />

Darin besteht auch die Erfahrung von Träumen und Tagträumen oder Halluzinationen,<br />

nämlich dass das Licht des Bewusstseins auch in diesen leuchtet.<br />

Was als die Welt im Raum erstrahlt, ohne Anfang und ohne Ende, ist dieses<br />

Licht des Bewusstseins. Die Emanation seines Lichtes erstrahlt als diese<br />

Universen.<br />

Dieses Licht des Bewusstseins leuchtet auf natürliche Weise in uns, den Erleuchteten,<br />

ohne jede Getrenntheit in Subjekt und Objekt. Zu Beginn der<br />

Schöpfung jedoch gab es weder Subjekt noch Objekt – daraus ist dann später<br />

wie die fälschliche Wahrnehmung eines Mannes in einem Baumstamm diese<br />

aus der Unwissenheit geborene Getrenntheit hervorgegangen. Da es jedoch<br />

keinerlei Ursache für diese Getrenntheit gegeben hat, ist deutlich geworden,<br />

dass sogar jetzt nur das Licht des Bewusstseins als all dies hier leuchtet.<br />

Es gibt weder einen Wachzustand noch einen Traumzustand noch überhaupt<br />

einen Tiefschlafzustand. Überall gibt es nur Brahman, das seit Beginn<br />

der Schöpfung an erstrahlt. Dieses Brahman erachtet dieses Universum als<br />

seinen eigenen Körper – was als die Welt gekannt wird, ist von Brahman nicht<br />

verschieden.<br />

RĀMA sagte:<br />

Oh weh, wie lange Zeit hindurch haben wir doch, ohne die Realität zu kennen,<br />

in Täuschung diesen unendlichen Raum durchwandert. Diese Illusion<br />

der Welterscheinung schwindet, sobald man erweckt und erleuchtet ist. Dann<br />

erkennt man, dass sie niemals war, nicht ist und niemals sein wird. All dies ist<br />

reines Bewusstsein und höchster Friede – es existiert als das Unendliche.<br />

All dies ist in der Tat das höchste Bewusstsein, welches uns als saæsāra erscheint,<br />

weil wir seine wahre Natur noch nicht richtig verstanden haben. Es<br />

ist das höchste Wesen selbst, welches als das Objekt solcher Aussagen wie:<br />

„Dies ist verschieden“, „es leuchtet wie dieses“, „dies sind die Welten“ und<br />

„dies sind Berge“ erscheint.<br />

Zu Beginn der Schöpfung und mit dem Anfang des eigenen Lebens in der<br />

anderen Welt wie auch zu Beginn eines Traumes oder einer Träumerei gibt es<br />

nur Bewusstsein, das als sein eigenes Objekt auftaucht. Wie könnte es da ein<br />

Anderes geben? Sobald es die Idee: „Ich bin im Himmel oder ich bin in der<br />

Hölle“ gibt, erfährt man dies als eine Tatsache.<br />

Da ist kein Seher, kein Objekt, keine Schöpfung, keine Welt und nicht einmal<br />

Bewusstsein; da sind weder Wachen noch Träumen noch Schlaf. Was zu sein<br />

scheint, ist ebenfalls irreal. Wenn man ergründet: „Wie konnte diese illusorische<br />

Wahrnehmung der Nicht-Realität ins Dasein treten?“, dann ist diese<br />

Ergründung unrichtig, denn wie kann eine Illusion zu einer Realität werden?<br />

Im Bewusstsein, das unanfechtbar ist, kann keine Illusion auftauchen. Was<br />

daher als eine Illusion erscheint, ist ebenfalls Bewusstsein.<br />

Die illusorische Wahrnehmung entsteht wie der eigene Tod im Traum aufgrund<br />

von Missverständnis. Ergründet man die Natur der Realität, hört der<br />

Traum auf. Es ist hier wie mit der Furcht vor Gespenstern im Verstand des<br />

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