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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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erhebst du dich über das Leid. Schon durch diese geringfügige Eigenbemühung<br />

erlangst du das Unendliche.<br />

RĀMA fragte:<br />

Wie beschreitet man die sieben Stufen des <strong>Yoga</strong>? Worin bestehen die Kennzeichen<br />

dieser sieben Stufen?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Der Mensch ist entweder ein Akzeptierender (prav?tta) oder ein Verneinender<br />

(niv?tta) der Welt. Der erstere sagt sich: „Was soll es mit dieser Befreiung<br />

schon auf sich haben? In meinem Fall ist dieser saæsāra und das<br />

Leben darin das Bessere!“, und kümmert sich weiter um seine weltlichen<br />

Aufgaben. Nach vielen Geburten gewinnt er Weisheit. Er erkennt, dass die<br />

Tätigkeiten der Welt nichts anderes als sinnlose Wiederholungen des<br />

Immergleichen sind und will sein Leben nicht mehr damit verschwenden. Er<br />

denkt: „Worin liegt der Sinn von all dem? Ich will mich davon zurückziehen!“<br />

Dann wird er als niv?tta angesehen.<br />

Nun fragt er sich wieder und wieder: „Wie kann ich Leidenschaftslosigkeit<br />

kultivieren und so diesen Ozean von saæsāra überqueren?“ Und mit jedem<br />

weiteren Tag erzeugt allein dieser Gedanke Leidenschaftslosigkeit in ihm, bis<br />

schließlich Frieden und Freude in seinem Herzen auftauchen. Für die Aktivitäten<br />

des weltlichen Jahrmarktes interessiert er sich nicht mehr; anstelle<br />

dessen pflegt er nun verdienstvolle Tätigkeiten. Er fürchtet auch die Sünde.<br />

Seine Redeweise ist den Umständen angemessen und sanft, wahrhaftig und<br />

liebevoll. Damit hat er den ersten Schritt auf der Leiter der yoga-bhÆmikā<br />

(des <strong>Yoga</strong>-Zustands) getan. Er dient den Heiligen mit Hingabe. Er wendet sich<br />

den Schriften zu, wann und wo immer er sie findet, und studiert sie. Sein<br />

beständiges Bestreben ist nun die Überquerung des Ozeans von saæsāra. Er<br />

ist der wahre Suchende – andere dagegen sind nur selbstsüchtig.<br />

Dann betritt er die zweite Stufe des <strong>Yoga</strong>, die vicāra, Ergründung, genannt<br />

wird. Eifrig sucht er nun Zuflucht zur Gemeinschaft mit Heiligen, die in den<br />

Schriften und in spirituellen Übungen gut bewandert sind. Er weiß, was zu<br />

tun und zu lassen ist. Er gibt Böses wie Eitelkeit, Eifersucht, Verblendung und<br />

Gier auf. Von den Lehrern erfährt er alle Geheimnisse des <strong>Yoga</strong>. (Hinweis:<br />

Vicāra heisst „direktes Beobachten“ oder „in etwas hineinschauen“)<br />

Mit Leichtigkeit schreitet er sodann zur dritten Stufe des <strong>Yoga</strong> fort, die man<br />

asaæsaÇga, Nicht-Anhaftung oder Freiheit nennt. Nun durchwandert er in<br />

Abgeschiedenheit die Wälder und strebt nach der Stillung des Gemüts. Die<br />

Liebe zu den Schriften und tugendhaftes Betragen verleihen ihm schließlich<br />

den Einblick in die tiefen Wahrheiten. Die Nicht-Anhaftung oder Freiheit tritt<br />

in zwei Formen auf, nämlich der gewöhnlichen und der vorzüglichen. Wer die<br />

erste Form dieser Freiheit praktiziert, empfindet wie folgt: „Weder bin ich der<br />

Täter noch der Genießende; weder betrübe ich andere noch werde ich von<br />

anderen betrübt. All dies geschieht nur aufgrund von vergangenem Karma<br />

unter der Ägide Gottes. Ich tue nichts – ob da nun Schmerz oder Vergnügen,<br />

VI.1:126<br />

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