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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:128<br />

Was auch immer im Bewusstsein erscheint und wie auch immer und für<br />

wie lange es erscheint – so existiert es dann scheinbar in diesem Bewusstsein<br />

für eben diese Zeitdauer aufgrund der dem Bewusstsein eingeborenen Kräfte.<br />

Deshalb, so wie in den Augen eines Menschen mit einem Augenschaden<br />

„Haarbälle“ im Raum zu schweben scheinen, so existiert dann diese Erde usw.<br />

im Bewusstsein. Falls das Bewusstsein zum Zeitpunkt der Schöpfung Wasser<br />

als bergauf fließend und Feuer als abwärts lodernd „gesehen“ hätte, dann<br />

würden diese Elemente sich sogar heute noch so verhalten. Weil dieses Bewusstsein<br />

jedoch „gesehen“ hat, wie diese Erde im Raum fällt, fällt diese auch<br />

heute noch, und weil das Bewusstsein entsprechend dazu im Verhältnis zur<br />

Erde zu „steigen“ scheint, ist diese Dualität oder verschiedene Bewegungsart<br />

entstanden.<br />

Die Lokāloka-Berge bilden die Grenzen des Erdreiches. Jenseits davon befindet<br />

sich das grosse Loch im Weltall, das mit totaler Finsternis erfüllt ist,<br />

obgleich darin hie und da etwas existiert. Weil sich das Himmelszelt in beträchtlicher<br />

Entfernung befindet, scheint es an manchen Orten etwas Licht<br />

und an anderen etwas Finsternis zu geben. Diese Sterne sind sehr weit von<br />

den Lokāloka-Bergen entfernt. Das gesamte Himmelszelt mit Ausnahme des<br />

Polarsterns dreht sich dauernd um seine eigene Achse. Jedoch ist all dies<br />

nicht verschieden von der Idee, wie sie im reinen Bewusstsein entsteht.<br />

Jenseits der Welten oder des Erdreiches, dessen Grenzen die Lokāloka-<br />

Berge bilden, erscheint das Himmelszelt in gewisser Weise wie die Haut einer<br />

Frucht. Jedoch ist all dies nur eine feste Überzeugung, die im unendlichen<br />

Bewusstsein aufgetaucht ist – man sollte diese Welten nicht für Realitäten<br />

halten.<br />

Jenseits dieses Himmelszeltes gibt es eine weitere Sphäre, die zweimal so<br />

groß ist. Auch diese ist teils beleuchtet und teils in Finsternis getaucht. All<br />

dies ist sozusagen in zwei Schädeldächer eingeschlossen; eines ist oben und<br />

das andere unten, und dazwischen ist Raum. Dieses Universum, welches ein<br />

kosmischer Kreis ist, wird von den Sonnen und Sternen erleuchtet. Was ist<br />

hier „oben“ und was ist „unten“? Aufsteigen, niederfallen, sich bewegen oder<br />

stillstehen sind nichts als Ideen, die im Bewusstsein auftauchen. Nichts von<br />

all dem existiert in Wahrheit.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Die Beschreibung des Universums, die ich dir geliefert habe, ist die Frucht<br />

direkter Erfahrung – nicht abgeleitetes Raten. Außer diesem gibt es noch<br />

andere Universen, von denen ich noch nicht gesprochen habe. Welchen Zweck<br />

hat die Untersuchung dieser Welt und anderer, die wie ein Traum sind! Weise<br />

Männer verschwenden nicht ihre Zeit damit, über nutzlose Dinge zu sprechen.<br />

Die nördlichste Extremität ist der Berg Meru, die südlichste sind die<br />

Lokāloka-Berge. Die Bewohner der verschiedenen Ebenen des Bewusstseins<br />

und der unterschiedlichen Welten erfahren jeweils die Materialisation dieser<br />

Welten und keine anderen.<br />

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