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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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verwesten Körper von Śukra ein, dem Sohn des Weisen Bh­gu. Im selben<br />

Moment fiel der Körper Vasudevas wie ein gefällter Baum zu Boden und<br />

wurde ein Leichnam. Der Weise Bh­gu besprengte den Körper Śukras mit<br />

heiligem Wasser aus seinem eigenen Wassertopf und murmelte dabei heilige<br />

Hymnen, die die Macht hatten, diesen Körper wiederzubeleben, mit Fleisch<br />

zu bekleiden usw. Und unverzüglich wurde der Körper so strahlend und<br />

jugendlich wie früher.<br />

Śukra erhob sich aus seiner Meditationshaltung und, seinen Vater, den Weisen<br />

Bh­gu, vor sich sehend, warf er sich ihm zu Füßen. Bh­gu war hocherfreut,<br />

seinen Sohn zu sehen, wie er von den Toten auferstanden war und<br />

umarmte ihn glückstrahlend und mit großer Herzlichkeit. Sogar der Weise<br />

Bh­gu wurde von dem Gefühl überwältigt: „Dies ist mein Sohn“, was nur natürlich<br />

ist, so lange es das Körperbewusstsein gibt. Beide erfreuten sich dieses<br />

erneuten, glücklichen Zusammenseins.<br />

Sowohl Bh­gu als auch Śukra führten dann die vorgeschriebenen Begräbnisriten<br />

für den brāhmaïa-Knaben Vasudeva aus, denn die Männer der Weisheit<br />

halten die sozialen Gewohnheiten und Traditionen stets in Ehren.<br />

Beide von ihnen strahlten wie Sonne und Mond. Sie, die gewiss die spirituellen<br />

Lehrer des ganzen Universums waren, durchwanderten die Welt. Fest<br />

verankert in der Erkenntnis des Selbst blieben sie von allen Veränderungen<br />

unberührt, die in der Zeit und der Umgebung stattfanden. Im Verlaufe der<br />

Zeit wurde Śukra der Guru der Dämonen, während sein Vater Bh­gu zu einem<br />

Weisen mit der höchsten Weisheit wurde.<br />

Dies ist die Geschichte des Weisen Śukra, der aufgrund seiner Leidenschaft<br />

für eine Nymphe zahllose Leben durchwanderte.<br />

RùMA fragte:<br />

Heiliger Herr, weshalb materialisieren sich nicht die Wünsche anderer Leute<br />

so, wie sich der Wunsch von Śukra als Aufstieg in den Himmel usw. materialisierte?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Śukras Gemüt war rein, denn dies war seine erste Verkörperung. Sein Gemüt<br />

war nicht mit den Unreinheiten früherer Verkörperungen beladen. Ein<br />

Gemüt ist rein, in dem sich sämtliche Verlangen in einem Zustand der Stille<br />

befinden. Was auch immer sich das reine Gemüt wünscht, das materialisiert<br />

sich. Was im Hinblick auf Śukra geschehen ist, ist für jedermann möglich.<br />

Die Welt existiert in jedem jīva in einem Samenzustand und wird manifest,<br />

so wie der Baum aus dem Keimling sprießt. Die Welt wird daher fälschlicherweise<br />

von jedem einzelnen Individuum nur phantasiert. Weder entsteht<br />

die Welt noch vergeht sie – dies alles ist nichts als die Einbildung des irregeführten<br />

Gemütes. Innerhalb von jedem befindet sich eine Phantasiewelt. So<br />

wie die eigenen Träume anderen unbekannt sind, so ist die eigene Welt anderen<br />

unbekannt. Da gibt es Kobolde, Halbgötter und Dämonen, die sämtlich die<br />

IV:11, 17<br />

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