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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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I:27<br />

dualisierter Aspekt wird als der Ich-Sinn bezeichnet. Anscheinend gibt es<br />

nichts, was von ihm nicht zerstört wird. Das gesamte Universum befindet sich<br />

unter seiner Herrschaft – gewiss wird es immer die Oberhand behalten.<br />

RùMA fuhr fort:<br />

Oh Weiser, weder in der Kindheit, in der Jugend noch im Alter erfährt man<br />

hier das wahre Glück. Keines der weltlichen Objekte kann irgendjemandem<br />

echtes Glück verschaffen. Vergeblich hält das Gemüt in den Objekten dieser<br />

Welt Ausschau nach dem Glück. Nur der ist glücklich, der frei vom Ich-Sinn ist<br />

und nicht von der Begierde nach dem Sinnesvergnügen beherrscht wird. Aber<br />

eine solche Person ist in dieser Welt außerordentlich selten. Ich betrachte in<br />

der Tat keinen als Helden, der erfolgreich eine mächtige Armee niederwirft,<br />

aber ich achte den als Helden, der in der Lage ist, diesen Ozean des Verstandes<br />

und der Sinne zu durchqueren.<br />

Ich vermag nicht das als einen „Gewinn” zu betrachten, was schon bald dem<br />

Verlust ausgesetzt ist. Es kann nur das ein Gewinn sein, was niemals verloren<br />

geht. Aber nirgendwo in dieser Welt ist ein solcher Gewinn zu finden, wie<br />

sehr man auch immer darum kämpfen mag. Ohne dass er danach sucht, setzen<br />

dem Menschen wiederholte Missgeschicke und schon bald wieder vergehende<br />

Erfolge nach. Ich bin bestürzt darüber, Heiliger Herr, wie ein Mensch<br />

den ganzen Tag lang vorgeblich stark beschäftigt umherstreifen und ausschließlich<br />

mit selbstsüchtiger Tätigkeit beschäftigt sein kann und nicht eine<br />

gute Tat vollbringt, aber dennoch einen festen Schlaf in der Nacht findet!<br />

Und obwohl diese so stark umtriebigen Menschen alle ihre irdischen Feinde<br />

besiegen und sich mit Wohlstand und Luxus umgeben und sogar noch mit<br />

ihrem Glück prahlen, so sind sie doch von Anfang an des Todes gewesen. Wie<br />

der Tod einen solchen Menschen schließlich niederstreckt, das weiß nur Gott.<br />

In seiner Unwissenheit bindet sich der Mann an die Frau, den Sohn und die<br />

Freunde. Er hat keine Ahnung davon, dass diese Welt wie ein riesiges Pilgerlager<br />

ist, in dem zahllose Menschen, unter denen sich auch seine sogenannte<br />

Frau, sein Sohn und seine Freunde befinden, durch Zufall aufeinandertreffen.<br />

Diese Welt ist wie eine Töpferscheibe: Die Scheibe scheint stillzustehen,<br />

obwohl sie sich mit ungeheurer Geschwindigkeit dreht. Auf dieselbe Weise<br />

erscheint der getäuschten Person diese Welt als beständig, obwohl sie sich in<br />

Wahrheit andauernd im Wechsel befindet. Diese Welt ist wie ein giftiger<br />

Baum: Wer mit ihm in Berührung tritt, wird mit Bewusstlosigkeit geschlagen<br />

und betäubt. Alle Gesichtspunkte in dieser Welt sind mit Makeln behaftet; alle<br />

Länder dieser Erde sind Gebiete des Übels; alle Menschen auf dieser Erde<br />

sind dem Tode unterworfen; alle Handlungen sind irreführend.<br />

Äonen über Äonen sind bereits gekommen und gegangen, die nichts als Augenblicke<br />

in der Zeit sind, da es in Wahrheit keinerlei Unterschied zwischen<br />

einer Epoche und einem Moment gibt, denn beide sind nur Maßzahlen der<br />

Zeit. Vom Standpunkt der Götter aus ist eine Epoche nur ein Augenzwinkern.<br />

Und auf dieselbe Weise ist auch diese ganze Erde nur eine Modifikation des<br />

34

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