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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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einmal gesehen wurde, gerät der Minister vollständig unter seine Kontrolle,<br />

und wenn der Minister unter seiner Kontrolle ist, dann wird der König noch<br />

deutlicher wahrgenommen. Solange der König nicht gesehen wird, wird auch<br />

der Minister nicht wirklich überwunden, und solange der Minister nicht<br />

überwältigt ist, kann auch der König nicht gesehen werden! Wird der König<br />

nicht gesehen, dann wütet der Minister und sorgt für Kummer überall; wenn<br />

der Minister nicht besiegt ist, bleibt der König unsichtbar. Die eigene kluge<br />

Praxis sollte daher zweifach vorgehen, nämlich den Minister unterwerfen und<br />

den König zu Gesicht bekommen. Durch intensive Eigenbemühung und stetige<br />

Praxis kannst du beides erreichen und dann dieses Gebiet betreten, in dem<br />

du nie wieder Kummer erfährst. Es ist das Gebiet, welches von den Heiligen<br />

bewohnt wird, die für immer im höchsten Zustand verankert sind.<br />

Mein Sohn, all dieses werde ich dir nun eindeutig erläutern! Das Gebiet, von<br />

dem ich sprach, ist der Zustand der Befreiung, der das Ende aller Sorgen<br />

bedeutet. Der König dort ist das Selbst, welches sämtliche anderen Reiche<br />

und Bewusstseinszustände transzendiert. Der Minister ist das Gemüt. Es ist<br />

das Gemüt, welches alles in dieser Welt erzeugt hat, wie etwa einen Topf aus<br />

Ton. Wenn das Gemüt erobert ist, dann ist damit alles erobert. Vergiss nicht,<br />

dass das Gemüt nahezu unbesiegbar ist, außer durch kluge Vorgehensweise<br />

und Praxis.<br />

BALI fragte: Vater, bitte teile mir mit, mit welcher intelligenten Praxis ich<br />

das Gemüt besiegen kann.<br />

VIROCANA erwiderte:<br />

Das bei weitem intelligenteste Mittel zur Unterwerfung des Gemüts ist vollständig<br />

ohne Wunsch, Hoffnung oder Erwartung zu sein im Hinblick auf alle<br />

Objekte und zu allen Zeiten. Dadurch kann dieser mächtige Elefant (das Gemüt)<br />

unterworfen werden. Dieses Mittel ist gleichzeitig äußerst einfach und<br />

extrem schwierig, mein Sohn – es ist außerordentlich schwierig für denjenigen,<br />

der sich nicht einer ernsthaften Praxis widmet, aber sehr einfach für<br />

denjenigen, der in seinen Bemühungen unbeirrbar ist. Eine Ernte ohne die<br />

Aussaat gibt es nicht – ohne ausdauernde Praxis wird das Gemüt daher nicht<br />

unterworfen. Nimm daher diese Praxis der Enthaltung an.<br />

Solange man sich nicht von den Sinnesvergnügen abgewendet hat, wird<br />

man in dieser Welt voller Sorgen umherwandern. Auch ein entschlossener<br />

Mensch wird sein Ziel nicht erreichen, solange er sich nicht in die Richtung<br />

des Ziels bewegt. Niemand vermag ohne fortgesetzte Praxis den Zustand<br />

vollkommener Leidenschaftslosigkeit zu erlangen.<br />

VIROCANA fuhr fort:<br />

Allein durch rechte Bemühung vermag man die Leidenschaftslosigkeit zu<br />

erreichen – durch kein anderes Mittel. Die Leute reden von göttlicher Gnade<br />

oder Schicksal, aber in dieser Welt nehmen wir den Körper wahr, nicht Gott.<br />

Wenn die Leute von Gott sprechen, meinen sie damit das Unvermeidbare, was<br />

jenseits ihrer Einflussnahme ist und sich auf den Ablauf der natürlichen Vor-<br />

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