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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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ergründen und Unsterblichkeit zu erlangen? Es geschieht durch die Selbsterkenntnis,<br />

dass man das Unglück vernichten und das Elend mit den Wurzeln<br />

ausreißen kann.<br />

Es geschieht zu deinem Besten, dass ich Tag und Nacht laut schreie und die<br />

Wahrheit verkünde. Höre zu und realisiere das Selbst mit Hilfe des Selbst.<br />

Wenn du es nicht jetzt schaffst, dir diese schauerliche Krankheit vom Hals zu<br />

schaffen – was willst du dann nach dem Tode tun? Da ist keine Schrift wie<br />

diese, die dir beim Erlangen der Selbsterkenntnis helfen kann. Lass sie scheinen<br />

wie eine Lampe, lass sie dich erwecken und unterweisen wie ein Vater<br />

und lass sie dir Freude bereiten wie eine Frau. In dieser Schrift ist nichts<br />

Neues enthalten. Die Wahrheit wird jedoch auf angenehme Weise mit einer<br />

Anzahl von Geschichten dargelegt. In dieser Schrift besteht das Entscheidende<br />

in der Darlegung der Wahrheit – wer diese Wahrheit verkündet oder die<br />

Schrift verfasst hat, ist nicht wichtig.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Man sollte sich nicht mit denjenigen zusammen tun, die diese Schrift aufgrund<br />

von Unwissenheit oder Torheit bekritteln und herabsetzen. Ich weiß,<br />

was ich bin, und ich weiß, wer ihr alle seid. Ich bin nichts als euer eigenes<br />

Bewusstsein, das hier sitzt, um euch zu unterweisen. Weder bin ich ein<br />

Mensch noch ein Himmelsbewohner noch ein Gott. Ich bin hier als die Frucht<br />

eurer Verdienste. Tatsächlich bin ich weder das eine noch das andere.<br />

Hier in dieser Welt sollte man das passende Heilmittel für diese als saæsāra<br />

(Weltillusion) bekannte Krankheit finden. Solange man nicht das Desinteresse<br />

an der objektiven und materiellen Existenz dieser Welt kultiviert, kann der<br />

Glaube an oder die Idee ihrer Existenz nicht geschwächt werden. Ein anderes<br />

Mittel, das Selbst von der Unreinheit der Selbstbegrenzung zu befreien, gibt<br />

es nicht. Der einzige Weg besteht in der Schwächung der vāsanā (Selbstbegrenzung<br />

oder Konditionierung oder die Idee von der Existenz der Welt).<br />

Wenn ein solches Objekt existiert, dann ist die Idee von seiner Existenz natürlich,<br />

aber im Lichte der Ergründung existiert das Objekt nicht, auch wenn es<br />

zu existieren scheint.<br />

Die scheinbare Existenz der Welt hat keine reale Ursache – wie kann dann<br />

die Wirkung von etwas Unwirklichem anders als unwirklich sein? Wie kann<br />

eine nicht-materielle (spirituelle) Ursache eine materielle Wirkung hervorbringen?<br />

Wie kann in reinem Bewusstsein Materie eher auftauchen als dass<br />

ein Schatten in der Sonne existiert? Es ist nicht richtig zu behaupten, dass die<br />

Welt eine reine und zufällige Zusammensetzung von Atomen sei, denn diese<br />

sind tatsächlich nur tote Substanzen. Die Weltschöpfung ist nicht das Ergebnis<br />

der Unwissenheit, denn weshalb – gesetzt den Fall, sie wäre das Resultat<br />

intelligenten Handelns – sollte sich ein intelligentes Wesen wie ein Wahnsinniger<br />

mit solch nichtiger Tätigkeit befassen? Daher ist klar, dass die Welt eine<br />

Erscheinung, aber keine reale Existenz ist. Wir scheinen alle in reiner Leerheit<br />

zu existieren – wie die Objekte in einem Traum. Die Welt ist nichts als<br />

reines Bewusstsein – einen Unterschied zwischen beiden gibt es nicht; das<br />

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