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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:105<br />

garten, ist so gut wie tot! Was gewinnt ein Wissender oder ein Weiser mit<br />

Selbsterkenntnis, wenn er das aufgibt, was mühelos zu ihm kommt? Ich sollte<br />

dafür sorgen, dass mein Gemahl zusammen mit mir die ehelichen Freuden<br />

genießen kann.“ Nachdem sie sich so entschieden hatte, sprach Kuæbha zu<br />

Śikhidhvaja: „Heute ist ein besonderer Tag, wo ich im Himmel sein sollte, um<br />

meinen Vater zu sehen. Erlaube mir zu gehen, und bis zum Abend werde ich<br />

wieder zurück sein.“<br />

Die beiden Freunde schenkten einander Blumen. Kuæbha ging fort. Schon<br />

bald warf Cū¬ālā ihre Verkleidung ab, ging zum Palast und erledigte die königlichen<br />

Pflichten. Sie kehrte an den Ort zurück, an dem sie Śikhidhvaja<br />

verlassen hatte, aber erneut in der Verkleidung Kuæbhas. Der König bemerkte<br />

eine Veränderung im Gesichtsausdruck Kuæbhas und fragte: „Oh Sohn der<br />

Götter, weshalb siehst du so unglücklich aus? Die Heiligen lassen sich in ihrem<br />

Gleichmut nicht von äußeren Umständen stören.“<br />

KUõBHA sprach:<br />

Diejenigen, die, obwohl verankert im Gleichmut, ihre Organe nicht während<br />

der Lebenszeit des Körpers auf natürliche Weise tätig sein lassen, sind widerspenstige<br />

und sture Menschen. So lange es Sesamsamen gibt, gibt es Öl; solange<br />

es den Körper gibt, gibt es also auch die verschiedenen Gefühle. Wer<br />

gegen die Zustände des Körpers, denen dieser auf natürliche Weise unterworfen<br />

ist, rebelliert, haut mit einem Schwert die Luft in Stücke. Der Gleichmut<br />

des <strong>Yoga</strong> hat mit dem Gemüt, nicht aber mit den Tätigkeitsorganen und ihren<br />

Zuständen zu tun. Solange der Körper lebt, sollte man die natürlichen Funktionen<br />

walten lassen, wobei Verstand und Sinne im Zustand der Gelassenheit<br />

verweilen. Darin besteht das Gesetz der Natur, dem sogar die Götter unterworfen<br />

sind.<br />

KUõBHA fuhr fort:<br />

Nun, oh König, vernimm, welches Unglück mich befallen hat. Denn wenn<br />

man einem Freund sein Missgeschick anvertraut, verschafft man sich große<br />

Erleichterung, so wie die dunkle, schwere Wolke hell und leicht wird, wenn<br />

sie den Regen fallen lässt. Auch das Gemüt wird klar und friedlich, wenn ein<br />

Freund dem Schicksal des anderen lauscht, so wie Wasser klar wird, wenn ein<br />

Stück Alaun hineingeworfen wird.<br />

Nachdem ich von dir fortging, ging ich in die Himmel und erledigte dort<br />

meine Pflichten. Der Abend brach herein, und ich verließ den Himmel, um zu<br />

dir zurückzukehren. Als ich den Raum durchflog, begegnete ich dem Weisen<br />

Durvāsa, der auf dem Weg für die Abendgebete war und es eilig hatte. Wie<br />

seit jeher war er in dunkle Wolken gekleidet und mit Blitzen geschmückt. All<br />

dies verlieh ihm das Aussehen einer Frau, die auf dem Wege zur Begegnung<br />

mit ihrem Liebhaberist. Ich grüßte ihn und sagte, nur zum Spaß, genau dieses<br />

zu ihm. Empört über meine Respektlosigkeit verfluchte er mich: „Für diese<br />

Unverschämtheit wirst du von nun an jede Nacht zu einer Frau werden.“ Ich<br />

bin traurig schon bei dem Gedanken, jede Nacht eine Frau zu werden. Es ist<br />

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