19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

V:84<br />

des Selbst, aufgehört zu sein. Du existierst nur so lange, wie man nicht diese<br />

Ergründung unternimmt. Sobald der Geist der Ergründung auftaucht, gibt es<br />

da völligen Gleichmut oder Homogenität. Du bist aus der Unwissenheit geboren,<br />

die auf der Abwesenheit von Weisheit und Unterscheidung beruht. Sobald<br />

diese Weisheit auftaucht, hörst du auf zu existieren. Daher verehre ich<br />

diese Weisheit! Oh Gemüt, vielfältig sind die Mittel, mit denen man dich zu<br />

erwecken suchte. Nun, da du die falschen Eigenschaften eines Gemüts verloren<br />

hast, existierst du als das Höchste Sein oder das unendliche Bewusstsein,<br />

befreit von allen Begrenzungen und Konditionierungen. Das, was in der Unwissenheit<br />

erzeugt wurde, stirbt in der Weisheit. Ungeachtet deiner selbst, oh<br />

du gutes Gemüt, ist diese Ergründung in dir aufgetaucht, und dies ganz gewiss<br />

zur Erlangung der Seligkeit. In Wirklichkeit gibt es kein Gemüt; nein,<br />

kein Gemüt! Nur das Selbst existiert, es allein ist, etwas anderes gibt es nicht.<br />

Ich bin dieses Selbst – folglich gibt es außer mir nichts in diesem Universum.<br />

Ich bin das unendliche Bewusstsein, dessen bewegter Zustand als dieses<br />

Universum erscheint.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nach dieser Ergründung verblieb der Weise Vītahavya in einem Zustand<br />

völliger Stillheit (samādhi) – nicht einmal sein prāïa bewegte sich. Sein Bewusstsein<br />

war weder im Innern fixiert noch nahm es im Außen Objekte wahr.<br />

Seine Augen waren leicht auf den Bereich der Nase ausgerichtet. Mit seinem<br />

aufrechten Körper bot er das Bild einer lebendigen Statue. Er blieb so dreihundert<br />

Jahre lang, ohne dabei seinen Körper aufzugeben. Sein samādhi<br />

wurde weder durch die zahllosen natürlichen noch durch die von Menschen<br />

oder anderen Lebewesen verursachten Störungen beeinträchtigt. Dreihundert<br />

Jahre verbrachte er so, als wären sie eine Stunde. Der Körper, der im<br />

Bewusstsein reflektiert wurde, wurde durch dieses geschützt.<br />

Nach dieser Periode begann sein Gemüt, sich im Herzen zu bewegen und<br />

Ideen einer Schöpfung tauchten auf. Anschließend verbrachte er einhundert<br />

Jahre als Weiser am Berg Kailāsa. Dann war er für hundert Jahre ein Halbgott.<br />

Schließlich regierte er als Indra, König des Himmels, für einen Zeitraum von<br />

fünf Weltzeitaltern.<br />

RùMA fragte: Wie war es möglich, sich in die Zeitläufte von Göttern wie Indra<br />

einzumischen, oh du Heiliger?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Die Energie des unendlichen Bewusstseins ist allgegenwärtig – sie manifestiert<br />

sich, wo und wie auch immer sie will. Was auch immer sich dieses Bewusstsein<br />

ausdenkt und wo und wie, genau dies geschieht. So sah er all dies<br />

in seinem eigenen Herzen, das frei von aller Konditionierung war. Da er das<br />

unendliche Bewusstsein realisiert hatte, entstanden scheinbar all diese Ideen<br />

darin unwillentlich. Später diente er dann Lord Siva eine ganze Epoche lang.<br />

All dieses hat der befreite Weise Vītahavya selbst erfahren.<br />

333

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!