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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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IV:42<br />

Im unendlichen Bewusstsein selbst gibt es weder eine Absicht noch den<br />

Schleier der Täuschung. Und doch erscheint dies alles vor dir als die Welt.<br />

Dies kann nur dann erkannt werden, wenn die Unwissenheit an ihr Ende<br />

gelangt. Die Unwissenheit wird nicht aufhören außer mit Hilfe der Unterweisung,<br />

die in diesen Worten und Beschreibungen verborgen liegt. Diese Unwissenheit<br />

sucht sich selbst zu zerstören und fahndet daher nach dem Licht des<br />

Wahrheitswissens. Waffen werden durch andere Waffen zerstört, Schmutz<br />

beseitigt Schmutz, Gift kuriert die Vergiftung und Feinde werden von Feinden<br />

vernichtet – auf dieselbe Weise frohlockt diese Māyā, wenn sie selbst zerstört<br />

wird! Im selben Moment, indem du dir dieser Māyā bewusst wirst, verschwindet<br />

sie schon.<br />

Diese Unwissenheit oder Māyā verdunkelt die Wahrheit und erzeugt diese<br />

Vielfalt, jedoch kennt sie ihre eigene wahre Natur nicht, und das ist sehr seltsam.<br />

Solange man nicht herausfindet, was sie ist, wird man von ihr beherrscht.<br />

Im selben Moment, wo es Erforschung dieser Natur gab, hört sie<br />

auf.<br />

Māyā existiert in Wahrheit überhaupt nicht. So lange diese Wahrheit von<br />

dir nicht direkt erfahren wird, musst du mein Wort dafür nehmen. Wer weiß,<br />

dass Brahman allein die Wahrheit ist, der ist befreit. Alle anderen Gesichtspunkte<br />

binden eine Person an die Unwissenheit.<br />

Ohne Selbsterkenntnis wird diese Unwissenheit nicht verschwinden. Und<br />

Selbsterkenntnis tritt nur nach tiefem Studium der Schriften ein. Was auch<br />

immer der Ursprung dieser Unwissenheit sein mag – sicherlich existiert<br />

sogar das im Selbst. Daher, o Rāma, erforsche nicht die Frage „Wie ist diese<br />

Unwissenheit aufgetaucht?“, sondern erforsche mit der Frage „Wie kann ich<br />

sie loswerden?“. Erst wenn diese Unwissenheit oder Māyā aufgehört hat zu<br />

sein, wirst du verstehen, wie sie auftreten konnte. Du wirst realisieren, dass<br />

diese Unwissenheit nicht real ist. Sie entsteht nur im Zustand der Nicht-<br />

Weisheit. Keine einzige Person, ob sie nun ein großer Gelehrter oder ein Held<br />

sei, wurde jemals von dieser Unwissenheit verschont! Diese Unwissenheit ist<br />

die Quelle aller Kümmernisse – entwurzele und zerstöre sie.<br />

VASIåèHA fuhr fort: Ich werde dir nun nochmals erklären, auf welche Weise<br />

das unendliche Bewusstsein als jīva und alles andere erscheinen konnte. Am<br />

Meer beobachtest du, wie es an einigen Stellen ruhig und an anderen bewegt<br />

ist. Auf dieselbe Weise scheint das unendliche Bewusstsein an einigen Stellen<br />

die Vielfalt zu beherbergen, während es jedoch in sich selbst nicht-dual ist. Es<br />

ist ganz natürlich für das allmächtige, unendliche Bewusstsein, sich in seiner<br />

unendlichen Herrlichkeit zu manifestieren.<br />

Diese Manifestation der Allmacht des unendlichen Bewusstseins geht ein<br />

Bündnis mit Zeit, Raum und Verursachung ein, die für die Manifestation unentbehrlich<br />

sind. Anschließend erscheint all dies als Namen und Formen.<br />

Jedoch sind alle diese scheinbaren Manifestationen in Wirklichkeit nichtverschieden<br />

vom unendlichen Bewusstsein. Dieser Aspekt des unendlichen<br />

Bewusstseins, der sich selbst zur Manifestation der Namen und Formen und<br />

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