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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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deine Welt mit all ihren Göttern und Dämonen, Bergen und Ozeanen – diese<br />

Welt, die du so anschaulich geschildert hast?<br />

Die HIMMELSBEWOHNERIN erwiderte:<br />

Wahrhaftig vermag ich nun, oh Weiser, zu erkennen, dass alles das, was ich<br />

zuvor in diesem Felsen sah, in Wirklichkeit nur in mir selbst ist. Durch die<br />

wiederholte Projektion dieser Vision und indem ich sie im Felsen erfuhr,<br />

dachte ich, ich sähe all das – nun, da ich dies nicht mehr erfahre, ist auch<br />

diese Vision verschwunden. In dir hat das Empfinden der Dualität schon vor<br />

langer Zeit aufgehört; folglich hast du keine falschen Ideen mehr. Sogar in mir<br />

wurde nun diese langandauernde Illusion durch richtige Wahrnehmung<br />

vertrieben – ich sehe diese Welt nun nicht mehr deutlich. Da die gegenwärtige<br />

Realisation der Wahrheit so viel stärker als die Illusionen der Vergangenheit<br />

ist, sind die letzteren verblasst.<br />

Oh Weiser, dies ist der einzige Pfad zur Erlösung: Man sollte sich gänzlich<br />

dem einen wünschenswerten Ziel widmen, man sollte in der rechten Bemühung<br />

zum Erlangen dieses Zieles unterwiesen werden und sich selbst wieder<br />

und wieder um die rechte Handlung bemühen. Mit Hilfe rechter Bemühung<br />

(abhyāsa) wird die Unwissenheit zerstreut und der Unwissende schließlich<br />

erleuchtet. Durch rechte Bemühung geschieht es, dass sogar bittere Dinge<br />

schmackhaft werden. Durch wiederholte Praxis geschieht es, dass Fremde<br />

Freunde werden; und falls ein enger Verwandter von einem getrennt wird,<br />

dann verliert sich diese Beziehung, wenn man nicht mehr daran denkt. Es<br />

geschieht durch Wiederholung, dass der subtile Körper zum physischen Körper<br />

wird. Durch andauernde Bemühung wird das Unmögliche möglich. Falsche<br />

Beziehungen wurden durch beständige Bemühung geschmiedet und<br />

sollten energisch abgewiesen werden durch ebenso beständige Bemühung<br />

bis zum Ende des Lebens. Durch ständige Bemühung bringt man das gewünschte<br />

Objekt näher zu sich heran. Diese Bemühung schließlich befähigt<br />

einen dazu, es mühelos und ohne Hindernisse zu erreichen.<br />

Die beständige und wiederholte Bemühung wird abhyāsa genannt. Das allein<br />

ist das höchste Ziel des Menschen (puruåārtha), und einen anderen Weg<br />

gibt es nicht. Nur durch feste und entschlossene Eigenbemühung und durch<br />

eigene, direkte Erfahrung wird Vollkommenheit erlangt – nicht durch irgendwelche<br />

anderen Mittel. Durch abhyāsa wird man überall in dieser Welt<br />

gänzlich furchtlos.<br />

(Die Beschreibung des Kapitel 66 der Welt im Felsen ist ausführlich und sehr<br />

interessant.)<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Als die Himmelsbewohnerin so gesprochen hatte, setzte ich mich in die Lotosposition<br />

und befand mich alsbald im samÃdhi oder tiefer Kontemplation.<br />

Ich gab alle materiellen und physischen Konzepte auf und hielt an der Vision<br />

des reinen Bewusstseins fest. Ich wurde sozusagen das unendliche Bewusstsein<br />

und erlangte die kosmische Vision, welche von allergrößter Reinheit ist.<br />

VI.2:68<br />

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