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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Höchster Herr, was ist dieses Mysterium? Die Dämonen sind traditionellerweise<br />

deine Feinde. Dass sie sich nun in deine Anhänger verwandelt haben,<br />

kann nichts als unrealistisch und ein Trick sein. Wohin ist die teuflische Natur<br />

der Dämonen gegangen, und woher sollte ihre Ergebenheit für dich kommen,<br />

die nur in der letzten Verkörperung eines jīva entstehen kann? Gute und<br />

göttliche Qualitäten passen in keiner Weise zu diesen Dämonen – es klingt so<br />

unglaubwürdig. Gewiss befinden sich die Qualitäten eines Wesens stets in<br />

Übereinstimmung mit der fundamentalen Natur dieses Wesens. Zu hören,<br />

dass diese Dämonen über Nacht zu deinen Verehrern geworden sind, ist<br />

geradezu schmerzlich. Wenn man sagen würde, dass sie nach und nach höhere<br />

Zustände des Seins erreicht hätten, edle Eigenschaften kultiviert und so<br />

schließlich zu deinen Anhängern geworden sind, dann würden wir dies sehr<br />

wohl zu verstehen wissen. Aber es erscheint unglaubwürdig, dass jemand mit<br />

einer verruchten Veranlagung urplötzlich dein Ergebener geworden sein soll.<br />

DER HÖCHSTE HERR erwiderte:<br />

Oh ihr Götter, plagt euch nicht mit Zweifeln und Hoffnungslosigkeit.<br />

Prahlāda wurde zu meinem Ergebenen. Gewiss ist dies seine letzte Geburt,<br />

und er verdient es, jetzt die Befreiung zu erlangen. Die Keime seiner Unwissenheit<br />

sind verbrannt – er wird nicht wiedergeboren werden. Es ist sinnlos<br />

und schmerzlich zu hören, dass ein guter Mensch zu einem böse Gesinnten<br />

geworden ist. Es ist jedoch recht und gut zu vernehmen, dass einer, der zuvor<br />

ohne gute Qualitäten war, nun gut geworden ist. Prahlādas Wandel ist zu<br />

eurem Guten. (alternative Deutung: Es ist unrichtig zu sagen, dass einer, der<br />

begrenzt und konditioniert war, nun unkonditioniert geworden ist, aber es ist<br />

wahr zu sagen, dass das unkonditionierte Wesen ohne Qualitäten als konditioniert<br />

erscheint.)<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nachdem Vi«ïu dies den Göttern versichert hatte, verschwand er. Die Götter<br />

kehrten daraufhin zu ihren Wohnstätten zurück. Gegenüber Prahlāda<br />

wurden sie freundlich gesinnt.<br />

Täglich verehrte Prahlāda nun Lord Vi«ïu durch Gedanken, Worte und Taten.<br />

Als unverzügliche Frucht dieser Verehrung wuchsen alle edlen Eigenschaften<br />

wie Weisheit und Leidenschaftslosigkeit in ihm. Er suchte nicht<br />

mehr das Vergnügen, und auch sein Gemüt hegte keinen Wunsch nach Vergnügen.<br />

Nachdem er alles Verlangen nach Vergnügen aufgegeben hatte, baumelte<br />

sein Gemüt haltlos in der Luft. Lord Vi«ïu erschien nun, um den Zustand<br />

Prahlādas in Augenschein zu nehmen. Er bereiste die Unterwelt bis zu<br />

dem Ort, an dem Prahlāda seine Verehrung ausführte. Als dieser ihn sah, war<br />

er überwältigt vor Freude und betete Vi«ïu wiederum an.<br />

PRAHLùDA betete:<br />

Ich nehme Zuflucht in den Höchsten Herrn, in welchem die drei Welten voll<br />

Freude sind, der das höchste Licht ist, welches die Finsternis von Unwissenheit<br />

und Unreinheit vernichtet, der die Zuflucht der hilflos Notleidenden ist,<br />

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