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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:56<br />

Furcht aufgrund böser Taten geben, dann sind die Konsequenzen hier oder<br />

„dort“ dieselben. Folglich gibt es keinen fundamentalen Unterschied zwischen<br />

Leben und Tod. Wen man dies weiß, erlangt man den Frieden des Gemüts.<br />

Wenn die Wahrnehmung der Vielfalt erlöscht, taucht die Vision des Einheit<br />

auf. Dies nennt man Befreiung. Ob diese Schöpfung ist oder nicht ist – es gibt<br />

dann sowohl ein vollkommenes Verstehen der Abwesenheit der Objekte wie<br />

auch die Erfahrung der Unteilbarkeit des Unendlichen. Werden aufgrund<br />

dessen das Objekt und auch das Subjekt beiseite gelegt, dann herrscht großer<br />

Frieden. Im höchsten Selbst natürlich gibt es weder Bindung noch Befreiung.<br />

Wer diese Wahrheit zu realisieren vermag, erlangt nirvāņa. Diese Welterscheinung,<br />

die nichts als eine leichte Bewegung im Bewusstsein ist, wird von<br />

diesem Menschen ebenfalls als nirvāņa realisiert. Er erkennt, dass diese<br />

Schöpfung keine Vielfalt, sondern in Wahrheit reines Brahman allein ist.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Die reine Leerheit existiert überall auf jede nur denkbare Weise immer in<br />

diesem Raum, der Bewusstsein ist. Bewusstsein existiert hier und anderswo<br />

in der Gestalt dieser Schöpfung – nirgendwo gibt es Unbewusstsein, weil all<br />

dies nur reines Bewusstsein ist. Sogar das, was Materie zu sein scheint, ist<br />

nichts als reines Bewusstsein. Höre dir in diesem Zusammenhang, oh Rāma,<br />

die folgende Geschichte vom Felsen an, den ich selbst gesehen habe.<br />

Einmal wollte ich sämtlichen Tätigkeiten in dieser Welt entsagen, nachdem<br />

ich klar verstanden hatte, was es zu wissen gab. Ich wollte unaufhörlich und<br />

ohne Unterbrechung in völliger Abgeschiedenheit meditieren. Ich zog mich<br />

an einen einsamen Ort zurück und dachte wie folgt nach:<br />

Die gesamte Welt ist wertlos und ohne Belang. Nichts in dieser Welt kann<br />

mir auch nur das geringste Glück geben. Was sehe ich und wer bin ich? Um<br />

die richtigen Antworten zu finden, muss ich an einen Ort gehen, der weder<br />

von Dämonen noch von Göttern erreicht werden kann und dort in völliger<br />

Abgeschiedenheit ohne Furcht vor Ablenkung meditieren.<br />

Wo finde ich einen solchen Ort? Die Wälder sind erfüllt vom Lärm der fließenden<br />

Gewässer und der umherstreifenden Löwen. So wie die Stadt voll<br />

Menschen und Störung ist, so ist auch der Ozean voll von den verschiedensten<br />

Ablenkungen. Nicht einmal die Höhlen sind frei von Ablenkung – in ihnen<br />

ertönt das Heulen des Windes, und sie sind voll Schlingpflanzen usw. Die Seen<br />

sind oftmals Tummelplatz der Menschen wie auch der Himmelsbewohner<br />

und Dämonen und deshalb voller Ablenkungen. Nachdem ich so all die Orte<br />

auf Erden geprüft hatte, entschloss ich mich, ins Weltall zu gehen. Aber selbst<br />

dort fand ich Ablenkungen vor, verursacht durch Wolken, Himmelsbewohner<br />

und Dämonen, astrale Körper und abgeschiedene Seelen.<br />

Nachdem ich alle diese Orte verlassen hatte, ging ich zu einem einsamen<br />

Ort; weit, weit weg, nicht einmal die natürlichen Elemente waren dort vorzufinden.<br />

An diesem einsamen Platz stellte ich mir so dann eine Einsiedelei vor.<br />

Ich machte sie mit Hilfe meines eigenen Gemüts unzugänglich für andere<br />

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