19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Verankert in dieser Realisation der Wahrheit lebten die großen Weisen auf<br />

immer in Frieden und Gleichmut. Sie waren frei von psychologischen Neigungen<br />

und daher suchten sie, noch wiesen sie den Tod oder das Leben zurück.<br />

Sie verblieben unerschütterlich in ihrer direkten Erfahrung wie ein zweiter<br />

Berg Meru. Aber sie durchwanderten die Wälder, die Inseln und die Städte,<br />

reisten in den Himmeln, als wären sie Engel oder Götter, sie besiegten ihre<br />

Feinde und regierten als Herrscher. Sie befassten sich mit verschiedenen<br />

Tätigkeiten, da sie erkannten, dass dies in Übereinstimmung mit den heiligen<br />

Schriften war. Sie erfreuten sich des Lebens, sie besuchten die himmlischen<br />

Gärten und wurden von den himmlischen Maiden unterhalten. Sie erfüllten<br />

pflichtschuldigst die Aufgaben des Haushälterlebens. Sie nahmen sogar an<br />

großen Kriegen teil. Sie behielten ihren Gleichmut in katastrophalen Umständen,<br />

unter denen andere ihren Frieden und die Ausgeglichenheit des Gemüts<br />

verloren hätten.<br />

Ihr Gemüt war völlig im Zustand von sātva oder Göttlichkeit und war folglich<br />

frei von der Täuschung, von der egoistischen Idee (des „Ich tue dies“) und<br />

vom Wunsch nach Gewinn, obwohl sie Gewinn oder Belohnung für ihre Handlungen<br />

in keiner Weise zurückwiesen. Weder ergingen sie sich nach dem Sieg<br />

über ihre Feinde in überflüssigem Jubel, noch fielen sie nach einer Niederlage<br />

in Verzweiflung und Trauer. Sie waren auf natürliche Weise mit ihren Tätigkeiten<br />

beschäftigt und all ihre Handlungen entsprangen dem Geist der Nicht-<br />

Willentlichkeit.<br />

Folge ihrem Beispiel, oh Rāma. Lass deine Persönlichkeit (den Ich-Sinn)<br />

egolos sein, und lass die Handlungen spontan aus dir heraus erfolgen. Denn<br />

das unendliche, unteilbare Bewusstsein allein ist die Wahrheit, und es ist<br />

dieses, welches sich mit dem Anschein der Vielfalt, die weder real noch irreal<br />

ist, bekleidet hat. Lebe daher gänzlich unangehaftet. Weshalb trauerst du wie<br />

ein Unwissender?<br />

RùMA sprach:<br />

Hoher Herr, durch deine Gnade bin ich vollständig zur Wirklichkeit erwacht.<br />

Meine Täuschung ist verschwunden. Ich werde tun, was du mir gebietest<br />

zu tun. Gewiss werde ich von nun an im Zustande desjenigen ruhen, der<br />

noch lebend befreit ist. Bitte, hoher Herr, sage mir, wie man diesen Zustand<br />

der Befreiung durch Zurückhaltung der Lebenskraft (prāïa) und durch Auslöschung<br />

aller Selbstbegrenzung oder psychologischer Konditionierung erlangt.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Normalerweise nennt man dies <strong>Yoga</strong>, also die Methode, mit der dieser Zyklus<br />

von Geburt und Tod aufhört. Dies bedeutet die absolute Transzendenz des<br />

Gemüts, und diese besteht aus zwei Arten. Die eine Art ist die Selbsterkenntnis,<br />

die Zurückhaltung der Lebenskraft die andere. Heute bedeutet <strong>Yoga</strong> nur<br />

noch die letztere Art. Und doch führen beide Methoden zum selben Ergebnis.<br />

Für manche ist die Selbsterkenntnis mit Hilfe der Ergründung schwierig,<br />

370

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!