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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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III:18<br />

Durch die Gnade der Göttin Sarasvatī gelangte Līlā wieder in ihren Palast<br />

und fand ihre Dienerinnen schlafend. Sie weckte sie und bat sie, unverzüglich<br />

die Mitglieder des königlichen Hofes zu versammeln. Boten wurden rasch<br />

ausgesandt, um alle herbei zu holen. Schon bald war der königliche Hof von<br />

König Padma bevölkert mit Ministern, Weisen, Bediensteten, Verwandten und<br />

Freunden. Wie sie alle sah, freute Līlā sich.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Als sie nun alle Mitglieder des königlichen Hofes sah, war Līlā verwirrt. Sie<br />

dachte: „Wie seltsam! Denn alle diese Leute scheinen an zwei Orten gleichzeitig<br />

zu existieren – an dem Ort, den ich in meiner Meditation gesehen habe,<br />

und hier direkt vor mir. So wie ein Berg in einem Spiegel und außerhalb gesehen<br />

wird, so scheint diese Schöpfung sowohl innerhalb wie außerhalb des<br />

Bewusstseins zu existieren. Aber welche von diesen ist nun wirklich und<br />

welche bloße Reflektion? Ich muss dies Sarasvatī fragen“. Sie huldigte erneut<br />

Sarasvatī und sah sie schon bald vor ihr erscheinen.<br />

LĪLù fragte:<br />

Sei gnädig, oh Gottheit, und sage mir dieses: Das, worin diese Welt reflektiert<br />

wird, ist von höchster Reinheit und ungeteilt, und es ist nicht das Objekt<br />

des Wissens. Diese Welt existiert sowohl innerhalb als ihre Reflektion als<br />

auch außerhalb als feste Materie. Was davon ist nun wirklich und was die<br />

Reflektion?<br />

SARASVATĪ fragte:<br />

Sage mir zuvor: Was nennst du wirklich und was unwirklich?<br />

LĪLù erwiderte:<br />

Dass ich hier bin und du vor mir bist, dies erachte ich als wirklich. Jene Region,<br />

wo ich mein Gemahl jetzt ist, erachte ich als unwirklich.<br />

SARASVATĪ sagte:<br />

Wie kann Unwirkliches die Wirkung des Wirklichen sein? Die Wirkung ist<br />

die Ursache – einen essenziellen Unterschied gibt es nicht. Wie im Fall eines<br />

Gefäßes, der das Wasser zu halten vermag, was seine Ursache (der Ton) aber<br />

nicht kann, so ist dieser Unterschied den zusammenwirkenden Ursachen<br />

zuzuschreiben. Was war die materielle Ursache der Geburt deines Gemahls?<br />

Denn nur materielle Wirkungen können von materiellen Ursachen erzeugt<br />

werden.<br />

Wenn du daher keine direkte Ursache für eine Wirkung finden kannst, dann<br />

existierte die Ursache gewiss in der Erinnerung aus der Vergangenheit. Erinnerung<br />

ist wie Raum – leer. Alle Schöpfung hier ist die Wirkung dieser Leerheit,<br />

und folglich ist auch die Schöpfung selbst leer. So wie die Geburt deines<br />

Gemahls das illusionäre Produkt der Erinnerung ist, so sehe ich all dieses als<br />

das illusorische und unwirkliche Produkt der Einbildungskraft.<br />

Ich werde dir nun eine Geschichte erzählen, die die traumartige Natur dieser<br />

Schöpfung verdeutlicht. Im reinen Bewusstsein, in einer Ecke im Gemüt<br />

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