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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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geben, da doch nichts als Bewusstsein möglich ist? Das unendliche Bewusstsein<br />

allein ist es, welches durch sich selbst als diese Welt scheint, ohne überhaupt<br />

eine Absicht dazu zu hegen. Wo auch immer und in welcher Gestalt das<br />

unendliche Bewusstsein zu erscheinen wünscht, es tut dies und erfährt so<br />

seine eigene Natur in dieser gewünschten Form, so lange es dies wünscht.<br />

Innerhalb des winzigsten Atoms des unendlichen Bewusstseins existiert die<br />

Möglichkeit sämtlicher Erfahrungen – so wie es Steine und Felsen innerhalb<br />

des Berges gibt. Alle diese Erfahrungen existieren und erfahren fortwährend<br />

und überall alle ihre eigenen, spezifischen Modi der Erfahrung. In Wahrheit<br />

jedoch existieren sie natürlich nicht als Erfahrungen, sondern ausschließlich<br />

als unendliches Bewusstsein. Es sind diese mannigfaltigen Erfahrungen, die<br />

kollektiv die Welt genannt werden, die wiederum eine strahlende Erscheinung<br />

des Brahman ist. Es ist in der Tat ein großes Wunder, dass dieses unendliche<br />

Bewusstsein, ohne seine eigene Realität jemals aufzugeben, von sich<br />

selbst als „Ich bin ein jīva“ denken kann! Nun aber, oh König Bhāsa, erzähle<br />

uns von deinen vergangenen Erfahrungen.<br />

BHĀSA sprach:<br />

Ich sah so viele Dinge und ich wanderte so weit, ohne dabei zu ermüden.<br />

Ich erfuhr viele Dinge auf vielfältige Art und Weise. An all dieses erinnere ich<br />

mich. Ich erfuhr zahlreiche Freuden und Leiden in vielen Körpern über lange<br />

Zeiträume hinweg und an weit auseinanderliegenden Orten innerhalb dieses<br />

grenzenlosen Raumes. Ich erlangte aufgrund von Segen und Fluch verschiedene<br />

Körper und sah in all diesen Verkörperungen zahllose Objekte und<br />

Szenerien. Ich war selbst fest entschlossen, all dies zu sehen und zu erfahren.<br />

Dies war übrigens auch der anfängliche Segen, den ich mir vom Feuergott<br />

erbeten hatte. Obwohl ich daher auf verschiedenen Ebenen verschiedene<br />

Körper angenommen hatte, verfolgte ich immer noch das Ziel dieser ursprünglichen<br />

Motivation, ein gründliches Wissen über diese Welt zu erhalten.<br />

Eintausend Jahre lang lebte ich als Baum. Ich hatte in dieser Zeit viele Leiden<br />

zu ertragen. Mein Gemüt war vollkommen in mir selbst zentriert, und ich<br />

erzeugte ohne jede mentale Aktivität Blüten und Früchte. Einhundert Jahre<br />

lang war ich ein Reh auf dem Berg Meru. Ich war von goldener Farbe. Ich<br />

lebte von Gras und liebte Musik. Ich war sehr klein und daher nicht gewalttätig.<br />

Fünfzig Jahre lang war ich ein Śarabha (ein achtfüßiges Tier – stärker als<br />

ein Löwe). Danach wurde ich ein vidyādhara-Himmelsbewohner. Danach<br />

wurde ich der Sohn eines Schwans, der das Fahrzeug für den Schöpfer<br />

Brahmā war. Als Schwan lebte ich sodann eintausendfünfhundert Jahre lang.<br />

Weitere hundert Jahre lang lauschte ich der göttlichen Musik der himmlischen<br />

Diener Lord Nārāyanas (Viåņu). Schließlich wurde ich ein Schakal und<br />

lebte in einem Wald. Ein riesiger Elefant verwüstete das Gebüsch, in dem ich<br />

wohnte. Während ich im Sterben lag, sah ich, wie dieser Elefant von einem<br />

Löwen getötet wurde. Danach wurde ich eine Nymphe in einer anderen Welt<br />

und lebte dort aufgrund eines Fluches durch einen Weisen allein eine halbe<br />

Epoche lang. Daraufhin lebte ich einhundert Jahre lang als ein valmÅka-Vogel.<br />

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