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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Ich sehe in dir nicht länger all diese kleinlichen Verlangen, Gedanken und<br />

Gefühle, die dich Jahre zuvor gequält haben. Bitte sage mir, was du heute bist,<br />

worin du verankert bist und was du siehst.<br />

ŚIKHIDHVAJA erwiderte:<br />

Meine Teure, ich ruhe in dem, was mir durch deine Hilfe gegeben wurde. Ich<br />

habe keinerlei Anhaftungen mehr. Ich bin wie der unendliche, unteilbare<br />

Raum. Ich bin Friede. Ich habe den Zustand erlangt, der sogar für Götter wie<br />

Vi«ïu und Áiva schwierig zu erlangen ist. Ich bin frei von Verwirrung und<br />

Täuschung. Ich erfahre weder Sorge noch Freude. Ich vermag weder „Dies ist“<br />

noch „Das andere ist“ zu sagen. Ich bin frei von aller Verhüllung und erfreue<br />

mich eines Zustandes des innerlichen Wohlseins. Was ich bin, das bin ich –<br />

schwierig, dies in Worte zu fassen! Du bist mein guru, meine Liebe – ichverneige<br />

mich vor dir. Durch deine Gnade, meine Geliebte, habe ich diesen Ozean<br />

des saæsāra überquert. Ich werde nicht wieder denselben Fehler begehen.<br />

CôÖĀLĀ fragte:<br />

Was wünschest du dann jetzt zu tun?<br />

ŚIKHIDHVAJA erwiderte:<br />

Ich kenne weder Gebote noch Verbote. Was immer du tust, dass anerkenne<br />

ich als das Richtige. Tue, was du für das Richtige hältst, und ich werde dir<br />

darin folgen.<br />

CôÖĀLĀ sprach:<br />

Hoher Herr, wir sind nun beide im Zustand der befreiten Weisen verankert.<br />

Für uns sind jetzt Wunsch und das Gegenteil davon dasselbe. Von welchem<br />

Nutzen sollte für uns die Disziplin von prāïa oder diejenige des unendlichen<br />

Bewusstseins sein? Daher sollten wir das sein, was wir zu Beginn, in der<br />

Mitte und am Ende sind, und das eine Ding aufgeben, das danach verbleibt.<br />

Wir sind der König und die Königin zu Beginn, in der Mitte und am Ende. Das<br />

eine noch aufzugebende Ding ist die Täuschung! Lass uns daher ins Königreich<br />

zurückkehren und dort ein weiser Herrscher sein.<br />

ŚIKHIDHVAJA fragte:<br />

Weshalb sollten wir dann nicht die Einladung Indras in den Himmel annehmen?<br />

CôÖĀLĀ erwiderte:<br />

Oh König, ich wünsche mir weder die Vergnügen des Himmels noch den<br />

Glanz des Königreichs. Ich verbleibe in der Verfassung, in welche mich meine<br />

eigene Natur versetzt. Sobald dem Gedanken „dies ist Vergnügen“ der Gedanke<br />

„dies ist nicht“ entgegengestellt wird, verderben beide. Ich verbleibe in<br />

dem Frieden, der beides überlebt.<br />

Die beiden befreiten Weisen verbrachten alsdann die Nacht im Entzücken<br />

der ehelichen Freuden.<br />

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