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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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III:42<br />

Die beiden Damen betraten das Gemach des Königs wie zwei Gottheiten –<br />

strahlend wie zwei Monde. Durch ihre göttlichen Kräfte geschah es, dass die<br />

Diener schliefen. Als sie sich niederließen, erwachte der König und erblickte<br />

sie. Er verehrte ihre lotos-gleichen Füße und bestreute sie mit Blumen.<br />

Sarasvatī wünschte, dass sein Minister Līlā mit den Vorfahren des Königs<br />

bekannt machen möge. Durch ihren Willen erwachte der Minister.<br />

Als Sarasvatī den König befragte, wer er sei, informierte der Minister die<br />

Damen, dass er ein Abkömmling des großen Königs Ik«vāku sei; dass sein<br />

Vater Nabhoratha war, der ihm, als der Sohn 10 Jahre alt war, das Königreich<br />

anvertraut habe und selbst in den Wald gegangen sei, um dort ein spirituelles<br />

Leben zu führen. Der Name des Königs war VidÆratha. Sarasvatī segnete<br />

VidÆratha, indem sie ihm ihre Hand auf den Kopf legte und ihn dazu inspirierte,<br />

sich die Einzelheiten seiner vergangenen Leben zu vergegenwärtigen.<br />

Unmittelbar darauf erinnerte sich der König an alles und fragte Sarasvatī:<br />

„Oh Göttin, wie kommt es, dass ich in diesem Körper für volle siebzig Jahre<br />

gelebt zu haben scheine, obwohl ich vor kaum einem Tag gestorben bin? Und<br />

wie kommt es, dass ich mich an alle die Dinge zu erinnern vermag, die geschehen<br />

sind, als ich in dieser Lebensspanne jung war? “<br />

SARASVATĪ erwiderte:<br />

Oh König, im Moment deines Todes, genau an dem Ort, an dem du starbst,<br />

manifestierte sich alles, was du jetzt hier siehst. All dieses hier ist, wo der<br />

heilige Mann Vāsi«Âha lebte, nämlich im Dorf auf den Bergen. Dies hier ist<br />

seine Welt, und in dieser Welt befindet sich die Welt des Königs Padma, und<br />

in dieser wiederum die Welt, in der du selbst dich befindest. Indem du in ihr<br />

lebst, denkst du: „Dies sind meine Verwandten, dies sind meine Untergebenen,<br />

dies sind meine Minister, diese sind meine Feinde.“ Du denkst, dass du<br />

hier regierst, dass du religiöse Riten ausübst; du denkst, dass du gegen deine<br />

Feinde gekämpft hast und von ihnen besiegt wurdest; du denkst, dass du uns<br />

siehst, uns verehrst und von uns die Erleuchtung empfängst; du denkst „Ich<br />

habe allen Kummer überwunden und erfreue mich der höchsten Seligkeit, ich<br />

werde in der Verwirklichung des Absoluten verankert bleiben.“<br />

All dieses benötigt keinerlei Zeit, um zu geschehen, so wie während eines<br />

Traums das Drama eines ganzen Lebens gelebt wird. In Wirklichkeit wurdest<br />

du weder geboren noch stirbst du. Du siehst all dieses, und sozusagen siehst<br />

du es wiederum nicht: Denn wenn all dies hier nichts anderes als das unendliche<br />

Bewusstsein ist – wer sieht dann was? (VIDŪRATHA fragte: Dann sind<br />

demnach diese meine Minister hier keine unabhängigen Wesen?) Für die<br />

erleuchtete Person gibt es nur das eine unendliche Bewusstsein; es gibt keinerlei<br />

Wahrnehmung von „Ich bin“ oder „diese hier sind“. Nachdem Vāsi«Âha<br />

so gesprochen hatte, ging ein weiterer Tag zur Neige.<br />

SARASVATĪ fuhr fort:<br />

Für eine unreife und kindische Person, die überzeugt ist, dass diese Welt<br />

realist, wird sie weiterhin real sein; so wie ein Kind, das an Geister glaubt,<br />

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