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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:59<br />

winzigen Restbestand abgelegt haben sollte, genügt dieser Rest doch, um<br />

schon bald einen neuen, mächtigen Urwald des saæsāra (Welterscheinung<br />

oder Zyklus von Geburt und Tod) entstehen zu lassen. Falls jedoch dieser<br />

Same des vāsanā durch beständige Bemühung mit Hilfe des Feuers des richtigen<br />

Verstehens und der Selbsterkenntnis zu Asche verbrannt wird, dann ruft<br />

er keine weitere Bindung hervor. Wer seine vāsanās zu Asche verbrannt hat,<br />

verliert sich nicht in der Freude und im Schmerz – er lebt in dieser Welt wie<br />

ein Lotosblatt im Wasser.<br />

ARJUNA sprach:<br />

Höchster Herr, meine Täuschungen sind verschwunden. Durch deine Gnade<br />

erfuhr ich das Erwachen meiner inneren Intelligenz. Ich bin nun von allen<br />

Zweifeln befreit. Ich werde in allem Deinen Willen tun.<br />

Der HÖCHSTE HERR beschloss seine Unterweisung wie folgt:<br />

Sobald die mentalen Modifikationen befriedet sind, ist auch das Gemüt im<br />

Frieden. Dann ist das Bewusstsein vom Objekt befreit und es gibt da das<br />

reine, innere Bewusstsein. Dieses Bewusstsein ist alles und allgegenwärtig. Es<br />

ist rein und ohne jede Gedankenbewegung. Es ist transzendental. Es wird erst<br />

dann erlangt, wenn es von sämtlichen vāsanās gereinigt worden ist. So wie<br />

die Hitze den Schnee schmilzt, so löst dieses reine Bewusstsein die Unwissenheit<br />

auf und vertreibt sie. Das, was alles in diesem Universum ist; das, was<br />

ohne alles in diesem Universum ist; das, was unbeschreiblich ist; das, was die<br />

höchste Wahrheit ist –welchen Namen soll man ihm geben?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Wenn der Höchste Herr auf diese Weise Arjuna unterweist, wird dieser einige<br />

Momente lang still bleiben und dann sprechen: „Höchster Herr, im Sonnenlicht<br />

deiner Ermahnungen hat sich der Lotos der Intelligenz in meinem<br />

Herzen voll entfaltet.“ Nach diesen Worten, wird Arjuna unverzüglich seine<br />

Waffen an sich nehmen und sich am Krieg beteiligen als wäre es ein Spiel.<br />

(Hinweis: Dieses Kapitel enthält die Essenz der Bhagavad Gita)<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Eigne dir diese Haltung an, oh Rāma, und verbleibe unangehaftet, ausgerüstet<br />

mit dem Geist der Entsagung und der Erkenntnis, dass du alles, was du<br />

tust oder erfährst, dem allgegenwärtigen Sein, Brahman, darbringst. Dann<br />

wirst du die Wahrheit erkennen, und das ist das Ende aller Zweifel.<br />

Das ist der höchste Zustand, der Guru aller Gurus, dies ist das Selbst, das<br />

Licht, welches die Welt von innen erleuchtet. Es ist die Wirklichkeit aller<br />

Substanzen, das, was den Substanzen die essenziellen Eigenschaften verleiht.<br />

Die Idee der „Welt“ taucht nur dann auf, wenn der Geist der Erforschung<br />

abwesend ist. Jedoch war „Ich“, bevor die Welt war. Wie könnte dann die Idee<br />

der Welt usw. mich binden? Wer auf diese Weise die Wahrheit erkennt, ist frei<br />

von allem Anfang und allem Ende. Wer auf diese Weise mit dem Geist der<br />

Nondualität ausgestattet ist (als wäre er wachend im Tiefschlaf), ist nie mehr<br />

beunruhigt, obwohl er ein aktives Leben führt. Er ist hier und jetzt befreit.<br />

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