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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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V:35<br />

erreicht, du wurdest realisiert, du wurdest über alle Arten von Perversion<br />

erhoben – du bist, was du bist. Ich verneige mich vor dir. Ich verneige mich<br />

vor dir – oh mein Selbst, Śiva, Gott der Götter, das Höchste Selbst.<br />

Ich verneige mich vor dem Selbst, welches sich seines eigenen Körpers erfreut,<br />

welches verankert in sich selbst ist, in voller Kontrolle seiner selbst,<br />

gänzlich frei vom Schleier der selbstauferlegten Unwissenheit (Gedanken und<br />

Konzepte).<br />

PRAHLùDA fuhr fort nachzudenken:<br />

OM ist das nonduale Bewusstsein, frei von aller Verzerrung. Was auch immer<br />

in diesem Universum ist, ist nur das eine Selbst. Sogar in diesem aus<br />

Fleisch und Blut bestehenden Körper ist es die Intelligenz, die leuchtet – wie<br />

dies auch in und durch die Lichtquellen wie die Sonne usw. geschieht. Es<br />

macht das Feuer heiß und schmeckt die Süßigkeit des Nektars; es erfährt<br />

sozusagen alle Sinneswahrnehmungen. Stillstehend, ist es nicht unbeweglich;<br />

gehend, bewegt es sich nicht; ruhend, ist es doch stets tätig; handelnd, ist es<br />

unberührt davon. In der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft ist es<br />

hier, dort und überall in allen scheinbaren Modifikationen immer gleich.<br />

Gänzlich furchtlos und ungehindert ist es dieses Bewusstsein, welches die<br />

Manifestation hervorbringt und die unendliche Vielfalt der Lebewesen von<br />

Brahmā dem Schöpfer bis zum Grashalm aufrecht erhält. Es ist immer dynamisch<br />

und aktiv – und gleichzeitig ist es unbewegter als ein Stein und noch<br />

weniger berührt von aller Tätigkeit als der unendliche Raum.<br />

Es ist dieses Selbst oder Bewusstsein, welches das Gemüt erregt wie der<br />

Wind die Blätter vor sich hertreibt; es lässt die Sinne arbeiten wie der Reiter<br />

das Pferdlenkt. Obgleich das Selbst der Herr dieses Körpers ist, ist es wie ein<br />

Sklave mit den verschiedenen Tätigkeiten befasst.<br />

Dieses Selbst allein sollte gesucht, angebetet und kontempliert werden. Nur<br />

durch Zuflucht zu ihm geschieht es, dass man diese Welterscheinung mit<br />

seinen Zyklen von Geburt und Tod und Täuschung überquert. Es kann sehr<br />

leicht gefunden werden, es kann sehr leicht als ein guter Freund gewonnen<br />

werden, da es im Herz-Lotos eines jeden wohnt. Erlangt wird es im eigenen<br />

Körper – es ist nicht einmal nötig, es anzurufen, da es sich von selbst manifestiert<br />

und enthüllt, wenn man nur einen Augenblick lang darüber meditiert.<br />

Obschon es der Höchste Herr und mit allen Vorzüglichkeiten ausgestattet ist,<br />

ist derjenige, der es verehrt, frei von Arroganz und Stolz.<br />

Dieses Selbst bewohnt alle Körper, so wie der Blütenduft in den Blumen<br />

wohnt. Es wird nicht von jedem erkannt, weil niemand die Wahrheit betreffend<br />

das Selbst erforscht. Wenn es durch Selbst-Erforschung realisiert wird,<br />

dann ist da eine plötzliche Erfahrung der höchsten Seligkeit, und man erfährt<br />

eine unvergängliche Vision der Wahrheit. Sämtliche Fesseln fallen ab, sämtliche<br />

Feinde sind bezwungen, und kein Verlangen beunruhigt das Gemüt. Wenn<br />

dies gesehen wird, wurde alles gesehen; wenn dies gehört wird, wurde alles<br />

gehört; wenn dies berührt wird, wurde alles berührt –denn die Welt ist, weil<br />

dieses ist. Es ist wach, wenn man schläft, es treibt die Unweisen in das Erwa-<br />

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