19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

VI.2:207<br />

für einen frühen Tod. Wessen Gebete werden erfüllt? Falls tausend Menschen<br />

wünschen: „ Ich möchte ein Mond am Firmament sein“, weshalb kann es dann<br />

nicht tausende von Monden geben, die zur selben Zeit scheinen? Falls tausend<br />

Männer meditieren und dafür beten, dass sie alle eine bestimmte Frau<br />

als Ehegattin erhalten und zur gleichen Zeit diese Frau meditiert und betet,<br />

dass sie Jungfrau bleibt – worin besteht dann das Ergebnis?<br />

Wie erfahren die Verstorbenen in Abwesenheit ihrer Körper die Früchte der<br />

Begräbnisse und der nachfolgenden Rituale?“<br />

VASIåèHA sagte:<br />

Oh König, höre zu. Ich werde deine Fragen auf eine Weise beantworten, die<br />

alle deine Zweifel zerstreut.<br />

Sämtliche Dinge in dieser Welt sind auf immer unwirklich, aber gleichzeitig<br />

auch real, weil das Bewusstsein ihr Inhalt und die einzige Realität ist. Was<br />

dieses Bewusstsein als „dies ist so und so“ festlegt, wird dann auch so, ob es<br />

nun real oder irreal ist. Darin besteht die Natur des Bewusstseins.<br />

Dieses Bewusstsein stellt sich einen Körper vor und wird daraufhin dieses<br />

Körpers gewahr. Es ist das Selbst-Gewahrsein, welches sich des Körpers gewahr<br />

wird – nicht umgekehrt. Zu Beginn der Schöpfung gab es nichts anderes<br />

– nur Bewusstsein war da. Die Welterscheinung tauchte daher in diesem<br />

Bewusstsein wie ein Traum auf. Wie auch immer sich das Bewusstsein die<br />

Welt vorstellte, dazu und nur dazu wurde sie. Was sonst ist diese Welt? Da die<br />

Welt nichts anderes als Bewusstsein oder Brahman ist, wird sie so von den<br />

Schriften beschrieben.<br />

Jedoch gründen die törichten und unwissenden Menschen wie der Frosch in<br />

dem toten Brunnen ihr Verständnis auf den Erfahrungen des Augenblicks und<br />

werden so aufgrund ihres falschen Verständnisses zu dem irreführenden<br />

Glauben geführt, dass nur der Körper die Quelle von Erfahrung und Gewahrsein<br />

sei. Mit diesen Leuten haben wir nichts zu schaffen. Ein Mensch, der sich<br />

als unfähig erweist, Zweifel zu zerstreuen, muss als unwissend betrachtet<br />

werden, wie klug er auch immer sein mag. Wenn Selbst-Gewahrsein ein<br />

Charakteristikum des physischen Körpers ist, warum empfindet der Leichnam<br />

dann nichts?<br />

Die Wahrheit lautet anders herum: Es ist das Bewusstsein Brahmans, des<br />

unendlichen Bewusstseins, welches als dieses Universum erscheint wie<br />

Traumobjekte in deinem Bewusstsein auftauchen. Brahman ist das unendliche<br />

Bewusstsein und ersinnt die Traumstadt, welche virāt oder die kosmische<br />

Person ist. Diese kosmische Person ist der Schöpfer Brahmā und auch<br />

reines Bewusstsein, obgleich man sie als das Universum bezeichnet.<br />

Was auch immer in dieser Traumstadt von Brahmā dem Schöpfer ersonnen<br />

wird, wird hier auf dieselbe Art und Weise erfahren. Der Körper verfügt daher<br />

über zwei Zustände, nämlich den lebendigen und den toten. Auf dieselbe<br />

Weise erscheint und verschwindet diese Schöpfung. Sie hat keine andere<br />

Ursache als Brahman, da es nichts anderes als Brahman gibt. Ob der Körper<br />

754

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!