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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:17,<br />

18<br />

VASIåèHA fuhr fort: Oh Rāma, ich kehrte anschließend dorthin zurück, wo<br />

sich weitere Weise zu einer Besprechung versammelt hatten. Nun habe ich<br />

dir also die Geschichte von der leichten Emanzipation des Himmelsbewohners<br />

erzählt. Seit ich diese Geschichte von den Lippen BhuÓuï¬as vernommen<br />

habe, sind elf Weltzyklen vergangen.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Dieser mächtige Baum namens Welterscheinung, der die süßen und bitteren<br />

Früchte namens Glück und Unglück (Gut und Böse) hervorbringt, hört in<br />

demMoment auf, in dem der Ich-Sinn als falsch erkannt wird. Wer den Ich-<br />

Sinn als falsch erkennt und dadurch den Zustand vollkommenen Gleichmuts<br />

erlangt, fällt nie wieder dem Leid zum Opfer. Wenn die Selbsterkenntnis die<br />

falsche Idee vom Ich-Sinn beseitigt hat, verschwindet der Ich-Sinn, der bis<br />

dahin für eine solide Realität gehalten wurde, und niemand weiß, wohin. Man<br />

weiß ebenfalls nicht, wohin der erste Beweger des Körpers, den man ebenfalls<br />

für solide Realität gehalten hat, gegangen ist. Das Blatt (Körper) saugt in<br />

sich selbst die Feuchtigkeit (Ich-Sinn) der Erde auf, aber die Sonne (die<br />

Selbsterkenntnis, die den Ich-Sinn als falsch erkennt), lässt sie verdampfen<br />

und verwandelt sie in feinen Wasserdampf (Brahman). In Abwesenheit der<br />

Selbsterkenntnis jedoch wächst der Same des Ich-Sinns in einem<br />

Augenblickzu einem mächtigen Baum, denn in diesem Samen ist der gesamte<br />

Baum mit all seinen unzähligen Ästen, Blättern, Blüten und Früchten vollständig<br />

enthalten. Der Mensch der Weisheit erkennt, dass die gesamte Schöpfung<br />

im Ich-Sinn verborgen liegt.<br />

Auch der Tod vermag dem kein Ende zu setzen. Tod nennt man, wenn die<br />

Idee der Realität von einer Substanz in eine andere transportiert wird. Gewahre<br />

jetzt direkt vor dir zahllose Schöpfungen von zahllosen Wesen, welche<br />

in diesen Wesen existieren. Das Gemüt ist innerhalb des prāïa oder der Lebenskraft,<br />

und die Welt existiert im Gemüt. Zum Zeitpunkt des Todes verlässt<br />

dieses prāïa den Körper und ist im Raum. Dort weht es der kosmische Wind<br />

hin und her. Gewahre diese prāïas (jīvas) mit all ihren in ihnen verborgenen<br />

Vorstellungen (Welten), wie sie den gesamten Raum erfüllen. Mit meinem<br />

Auge der inneren Intelligenz vermag ich sie hier direkt vor mir zu sehen.<br />

Die Luft im gesamten Raum ist angefüllt mit den prāïas der abgeschiedenen<br />

Seelen. In diesen prāïas existiert das Gemüt. Und im Gemüt existiert wie<br />

das Öl im Samen die Welt. So wie die Lebenskraft (prāïa) in den Winden des<br />

Raums hin und her geweht wird, so werden all diese Welten im Gemüt, wie<br />

der Duft der Blüten in der Luft, hin und her geweht. Gesehen wird dies ausschließlich<br />

nur mit dem Auge der inneren Intelligenz, oh Rāma, nicht aber mit<br />

den fleischlichen Augen. Diese Welten existieren überall und immer. Sie sind<br />

noch subtiler als Raum, weil sie von der Natur der Ideenessenz sind. Tatsächlich<br />

werden sie daher auch nicht hin und her geweht oder von einem Ort zu<br />

einem anderen bewegt. Jedoch ist für jeden jīva (der aus der Kombinationvon<br />

prāïa, Gemüt und seinen Ideen zusammengesetzt ist) die Idee der Welt seiner<br />

eigenen Schöpfung real aufgrund seines festen Glaubens an die<br />

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