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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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ten? Daher erstrahlt Er wie, wann und wo es Ihm beliebt, in der Vergangenheit,<br />

in der Zukunft oder in der Gegenwart und in einem groben oder subtilen<br />

Feld, in dem die Tätigkeiten stattfinden. Ohne jemals Seine Realität als reines<br />

Bewusstsein aufzugeben, ist Er nah und fern tätig und erschafft die großen<br />

Zeitepochen oder ein Augenzwinkern. All dieses findet im Selbst statt, aber<br />

die Erscheinungen sind Māyā (illusorisch). Er selbst ist ungeboren und<br />

unerschaffen und kann weder beherrscht noch gehindert werden. Was IST,<br />

ist, wie es ist. Was auch immer IST, ist eine Masse von Bewusstsein, und dies<br />

sind die drei Welten. Es ist das Selbst der Welt, es ist die Gestalt der Welt, die<br />

aufgrund der Polarisation von Subjekt und Objekt zum Vorschein gekommen<br />

ist. Wer hat diesen Seher von allem erschaffen – wie und wann?<br />

Für dieses Bewusstsein ist nichts unmöglich. Das Bewusstsein VipaÁcits<br />

wurde erweckt, hatte aber noch nicht den höchsten Zustand erlangt. Daher<br />

hat es sich, obwohl es eines war, überall als alles manifestiert. In einem Zustand,<br />

der weder als erwacht noch als nicht-erwacht bezeichnet werden kann,<br />

sind alle diese Dinge möglich. Solange die höchste Wahrheit nicht realisiert<br />

ist, sind Materialisationen dieser Art möglich. Wenn ein solch teilweises Erwachen<br />

vorliegt, geschieht es, dass einer sich psychischer Kräfte erfreut. So<br />

erfuhren also die vier VipaÁcits jeder die Zustände der anderen.<br />

RĀMA fragte:<br />

Wenn VipaÁcit eine erleuchtete Person war, wie konnte er sich dann selbst<br />

für einen Löwen usw. halten?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Meine Beschreibung dieser Könige als erwacht oder erleuchtet war lediglich<br />

eine Redeweise – tatsächlich war VipaÁcit überhaupt nicht erleuchtet. Die<br />

vier VipaÁcits waren weder erleuchtet noch unwissend – sie befanden sich in<br />

einem Zwischenzustand. Man bemerkt bei solchen Personen zwar die Zeichen<br />

der Erleuchtung, aber auch die Zeichen der Unwissenheit und Bindung.<br />

Sie sind „halb erwacht“. Was VipaÁcit erlangt hatte, hat er durch Kontemplation<br />

erlangt, aber nicht, weil er den höchsten Zustand erlangt hat. Alle diese<br />

siddhis oder psychischen Kräfte können durch solche Kontemplation erworben<br />

werden.<br />

In denen, die den höchsten Zustand erreicht haben, gibt es keine Unwissenheit<br />

oder Täuschung mehr. Wie können sie irrigen Sichtweisen unterliegen<br />

und Falsches sehen? Die yogis, die die Kontemplation praktizieren und durch<br />

Gnade oder Wunscherfüllung die verschiedenen psychischen Mächte erwerben,<br />

sind der Unwissenheit unterlegen, wie in ihnen zu sehen ist. Sie kontemplieren<br />

nicht die Wahrheit, sondern etwas, das von der Realität verschieden<br />

ist.<br />

Es gibt da noch etwas: Sogar im Fall der befreiten Weisen, die noch leben,<br />

gibt es während ihrer alltäglichen Tätigkeiten eine Wahrnehmung von Materialität.<br />

Mokåa oder Befreiung ist auch ein Zustand des Gemüts. Die natürlichen<br />

Funktionen des Körpers folgen diesem und hören nicht auf. Wer von der<br />

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