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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:40,<br />

41<br />

schen Bewusstseins, in dem sogar die Aktivitäten der Welt nicht verschieden<br />

davon erscheinen, sondern nur wie die Bewegung des Windes, die nicht verschieden<br />

vom Wind ist. In ihrem Gemüt erscheint mein Körper als real, aber<br />

für meine erleuchtete Intelligenz ist ihre physische Existenz unwirklich, wie<br />

für eine schlafende Person. Meine Beziehung mit ihnen ist Brahman und<br />

existiert in Brahman. Was auch immer ihre Sichtweise ist – lass sie so bleiben;<br />

für mich ist es gut. Da alles von Brahman durchdrungen ist, existiere ich nicht<br />

als „ich“. Sogar diese Worte scheinen nur für dich zu entstehen. Im Herzen<br />

eines Wissenden gibt es keinen Wunsch nach Vergnügen und keinen Wunsch<br />

nach Befreiung. Weder Befreiung noch Reichtum usw. sind von irgendeinem<br />

Nutzen für den, der verankert ist in der Erkenntnis des „weder bin ich, noch<br />

ist diese Welt“.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, das nennt man das Selbst (svarÆpaæ), welches die äußeren Formen<br />

und die inneren psychologischen Zustände kennt. Wenn das Nicht-Selbst<br />

geschwächt ist und die Selbst-Natur sich ausbreitet, dann wird die Welt im<br />

Lichte dessen nur als bloße Erfahrung erkannt. Wer vollkommen im Selbst<br />

verankert ist, für den hört diese Welterscheinung auf wie ein Traum während<br />

des Tiefschlafs.<br />

Man sollte stets im Selbst ruhen, wissend, dass Vergnügen schreckliche<br />

Krankheiten bringen, Verwandte Bindung bedeuten und Wohlstand (artha)<br />

die Quelle des Unglücks (anartha) ist. Das Nicht-Selbst ist saæsāra – ruhen im<br />

Selbst ist das Höchste. Daher sollte man wie die Leerheit des Bewusstseins<br />

immer nur sich selbst sein. Ich bin weder das Selbst noch die Objekte noch<br />

die Welterscheinung – ich bin Brahman, der höchste Friede, in dem ich mich<br />

jetzt befinde. Nur du bist des „du“ gewahr – ich selbst sehe nichts als höchsten<br />

Frieden. Das Brahman-Bewusstsein weiß nichts vom Schöpfer-<br />

Bewusstsein undumgekehrt, so wie der Träumer nichts vom Tiefschlafzustand<br />

weiß und der Schlafende wiederum nicht den Traumzustand erfährt.<br />

Die erleuchtete Person sieht sowohl Brahman als auch die Welt wie die Wachund<br />

Traumzustände. Daher kennt sie all diese, wie sie sind.<br />

So gewiss es ist, dass es im Sonnenlicht Beleuchtung gibt, so gewiss ist es,<br />

dass es spirituelles Erwachen gibt, wenn die Nichtigkeit der weltlichen Objekte<br />

zur Erfahrung wird. Die einzige Wirklichkeit besteht darin, dass die höchste<br />

Essenz des kosmischen Bewusstseins in jedem Atom des Seins tanzt. Wer<br />

könnte das Unmessbare messen oder das Unendliche zählen? Dieser wunderbare<br />

kosmische Tanz, der sich vor deinen Augen abspielt, oh Rāma, ist<br />

nichts als das Spiel des kosmischen Bewusstseins. Die schlafende Person, die<br />

nicht im Tiefschlafist, wird das Spielfeld für die Träume. Auf dieselbe Weise<br />

wird das Selbst, welches nicht in der Selbsterkenntnis weilt, scheinbar zum<br />

Samen dieser Welterscheinung. Kontempliere das Selbst und lebe im Wachzustand<br />

wie im Tiefschlaf, frei von psychologischem Elend.<br />

Wer spirituell erwacht ist und in einem Wachzustand lebt, der dem Tiefschlaf<br />

ähnelt, dessen Zustand wird svabhÃva (Selbst-Natur) genannt. Dieser<br />

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