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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VASIåèHA fuhr fort:<br />

Durchtrenne sämtliche Fesseln von Wunsch und Verlangen allein mit der<br />

Intelligenz, die unbegrenzt und voll Geduld und Beständigkeit ist, und gehe<br />

jenseits von dharma und adharma. Wenn man fest in der Selbsterkenntnis<br />

verwurzelt ist, verwandelt sich sogar das stärkste Gift in den Nektar der<br />

Unsterblichkeit. Nur wenn diese Selbsterkenntnis von der Unwissenheit<br />

überwältigt wird, entsteht die Täuschung der Welterscheinung im Gemüt. Ist<br />

jemand jedoch fest in der Selbsterkenntnis, welche grenzenlos, unendlich und<br />

unkonditioniert ist, dann kommt die Täuschung oder die Unwissenheit, die<br />

die Welterscheinung entstehen ließen, an ein Ende. Dann wird das Licht deiner<br />

Weisheit in allen vier Himmelsrichtungen dieser Erde leuchten.<br />

Für denjenigen, der gewohnt ist, den Nektar der Unsterblichkeit in der<br />

Form der Selbsterkenntnis zu genießen, sind die Freuden der Sinnesvergnügen<br />

qualvoll. Nur zur Gesellschaft derjenigen, die Selbsterkenntnis erlangt<br />

haben, nehmen wir unsere Zuflucht – alle anderen sind nur Esel in menschlichen<br />

Leibern. So wie Elefanten mit großen Schritten schreiten, so schreiten<br />

die Weisen, die die höheren Stufen des Bewusstseins erlangt haben, mit großen<br />

Schritten in noch höhere Stufen auf. Sie besitzen überhaupt keine äußeren<br />

Hilfen und keine Sonne erleuchtet ihren Pfad – allein die Selbsterkenntnis<br />

ist ihr Licht. Tatsächlich werden sogar die Sonne und die Welten zu Nicht-<br />

Objekten für diejenigen, die jenseits der objektiven Wahrnehmung und des<br />

objektiven Wissens gegangen sind– so wie Lampen ihre Leuchtkraft verlieren,<br />

wenn die Mittagssonne scheint.<br />

Der Weise der Selbsterkenntnis (der Kenner der Wahrheit) ist der höchste<br />

unter denjenigen, die strahlend, glorreich, stark, groß und ausgestattet sind<br />

mit weiteren Eigenschaften, die als die Zeichen der Vorzüglichkeit anerkannt<br />

werden. Diese Weisen leuchten in dieser Welt wie die Sonne, das Feuer, der<br />

Mond und alle Sterne zusammen genommen. Auf der anderen Seite sind<br />

diejenigen, die die Selbsterkenntnis noch nicht erlangt haben, schlimmer<br />

dran als Würmer und Insekten.<br />

Das Gespenst der Täuschung plagt einen nur so lange, wie die Selbsterkenntnis<br />

noch nicht im Menschen aufgestiegen ist. Der unwissende Mensch<br />

ist ewig sorgenvoll, obwohl er alles unternimmt, um die Sorge loszuwerden.<br />

Wahrlich ist er nichts als ein wandelnder Leichnam. Nur der Weise der<br />

Selbsterkenntnis ist ein wirklich lebendiges, fühlendes Wesen. So wie dichte<br />

Wolkenformationen am Himmel das Sonnenlicht verdunkeln, so wird das<br />

Licht der Selbsterkenntnis verdunkelt, wenn das Gemüt aufgrund von Unreinheiten<br />

und Unwissenheit roh ist. Daher sollte man das Verlangen nach<br />

Vergnügen (und zwar diejenigen, die man in der Vergangenheit erfahren hat,<br />

und andere, die man sich für die Zukunft wünscht und nach denen es einen<br />

gelüstet) aufgeben und auf diese Weise nach und nach das Verlangen des<br />

Gemüts nach Vergnügen durch Abgewöhnen schwächer machen. Durch das<br />

Pflegen einer falschen Beziehung mit dem, was nicht das Selbst ist (wie der<br />

Körper und diejenigen, die mit ihm in Verbindung stehen wie Ehepartner,<br />

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