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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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chen, es entfernt die Verzweiflung des Leidens und schenkt alle gewünschten<br />

Objekte. Es erscheint in dieser Schöpfung als der jīva (lebendige Seele), es<br />

scheint sich der Vergnügen zu erfreuen, und es scheint sich in die Objekte<br />

dieser Welt auszubreiten.<br />

In allen Körpern existiert es als das Selbst, sich selbst in gänzlicher Stillheit<br />

erfahrend. Es ist die eine und einzige kosmische Realität im gesamten Universum.<br />

PRAHLùDA fuhr fort nachzudenken:<br />

Dieses Selbst ist die Leere im Raum. Es ist die Bewegung in allen bewegten<br />

Dingen. Es ist das Licht in allen leuchtenden Dingen. Es ist in allem Flüssigen<br />

der Geschmack. Es ist die Festigkeit der Erde. Es ist die Hitze im Feuer. Es ist<br />

die Kühle des Mondes. Es ist die eigentliche Existenz der Welten. So wie alle<br />

diese eigentümlichen Charakteristiken in den entsprechenden Substanzen<br />

existieren, so existiert es als der Höchste Herr im Körper. So wie die Existenz<br />

überall existiert, und wie die Zeit zu allen Zeiten existiert, so existiert dieses<br />

Selbst in allen Körpern mit allen ihren physischen und psychologischen Fähigkeiten.<br />

Dieses Selbst ist die ewige Existenz. Es erleuchtet sogar die Götter. Ich, das<br />

Selbst, allein bin – in Mir gibt es weder Begriff noch Konzept. So wie der unendliche<br />

Raum von in ihm treibenden Staubpartikeln unberührt bleibt und<br />

der Lotos nicht nass wird vom Wasser, so bin Ich durch nichts berührt. Lasst<br />

den Körper von Glück oder Unglück betroffen sein – wie könnte dies das<br />

Selbst betreffen? Wie die Flamme einer Lampe nicht durch die Fäden des<br />

geflochtenen Dochtes gebunden werden kann, so ist das Selbst, welches alle<br />

materiellen Existenzformen übersteigt oder transzendiert, nicht durch diese<br />

Materialität gebunden. Welche Beziehung könnte zwischen uns (dem Selbst)<br />

und dem Verlangen, welches der Vorstellung von Existenz und Nicht-Existenz<br />

und den Sinnen entspringt, bestehen? Wer oder was könnte den Raum binden,<br />

und durch wen könnte das Gemüt gebunden werden?<br />

Sogar wenn der Körper in hundert Stücke geschnitten wird, ist das Selbst<br />

nicht verletzt. Auch wenn der Topf pulverisiert wird, ist der Raum darin nicht<br />

zerstört. Auch wenn dieser Kobold namens Gemüt, der nur als ein Wort und<br />

nicht als Realität existiert, aufhört zu sein – was hätten wir verloren? Früher<br />

gab es dieses Gemüt, welches aus den Vorstellungen von Glück und Unglück<br />

bestand – da nun alle diese Ideen in mir aufgehört haben, wo ist mein Gemüt?<br />

Welcher Tor würde denn Vorstellungen unterhalten wie „Man erfreut sich<br />

eines anderen“, „Man erfasst einen anderen“, „Man sieht den anderen“, „Man<br />

erleidet eine Notlage“? Die Natur allein genießt, das Gemüt erfasst oder versteht,<br />

das Leiden gehört zum Körper, die schlechte Person ist ein Narr – aber<br />

in demjenigen, der die Befreiung erlangt hat, gibt es nichts von all diesem. Ich<br />

verlange nicht nach Vergnügen, noch wünsche ich, es loszuwerden. Was<br />

kommt, soll kommen – und was geht, soll gehen. Lass die Vorstellung verschiedenster<br />

Erfahrungen im Körper auftauchen oder verschwinden – weder<br />

bin Ich in ihnen noch sind sie in Mir.<br />

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