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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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IV:16<br />

RùMA fragte: Heiliger Herr, du hast gesagt, dass Śukra zahllose Verkörperungen<br />

durchlebt hat, und doch beklagt er das Schicksal dieses Körpers, der<br />

durch Bh­gu geboren wurde. Wie ist dies möglich?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Rāma, der Grund liegt darin, dass alle anderen Körper nur die Halluzinationen<br />

dieses ursprünglichen Körpers waren, der zu Śukra, dem Sohn des Weisen<br />

Bh­gu, gehört. Bald nach Beginn der Neuschöpfung am Ende der letzten<br />

kosmischen Auflösung wurde der jīva bzw. die lebendige Seele, die aus der<br />

Nahrung entstand, die in den Körper des Weisen Bh­gu einging, als Śukra<br />

geboren. Es geschah in dieser Verkörperung, dass diese Seele all die Riten<br />

und Rituale erfuhr, die angemessen für die Geburt eines brāhmaïa-Knaben<br />

sind.<br />

Weshalb beklagte Śukra (jetzt Vasudeva genannt) diesen Körper? Ob einer<br />

weise oder unwissend ist – so lange der Körper lebt, leben seine Funktionen<br />

unverändert weiter, die seiner Natur entsprechen. Und so funktioniert dann<br />

auch die verkörperte Person auf entsprechende Weise in dieser Welt, nämlich<br />

mit oder ohne Anhaftung. Der Unterschied liegt in ihren mentalen Neigungen<br />

– im Falle des Weisen wirken sie auf befreiende und im Falle des Unwissenden<br />

auf bindende Art. So lange es den Körper gibt, so lange werden der<br />

Schmerz schmerzhaft und das Vergnügen erfreulich sein – der Weise jedoch<br />

ist weder an das eine noch an das andere gebunden. Sich an der Freude erfreuend<br />

und leidend am Leiden scheinen sich die Großen nur wie Unwissende<br />

zu verhalten, aber in Wahrheit sind sie erleuchtet. Der ist befreit, dessen<br />

Sinnesorgane frei, aber dessen Handlungsorgane beherrscht sind. Derjenige<br />

jedoch ist gebunden, dessen Sinnesorgane zwar zurückhaltend, aber dessen<br />

Handlungsorgane unbeherrscht und unkontrolliert sind. Der Weise verhält<br />

sich in Gesellschaft auf angemessene Art, obwohl er innerlich frei von allem<br />

Anpassungszwang ist. Oh Rāma, entsage allem Verlangen und Bestreben und<br />

tue, was getan werden muss – in der Erkenntnis, dass du auf immer das reine,<br />

unendliche Bewusstsein bist.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Als sie den jungen Asketen Vasudeva das Schicksal seines früheren Körpers<br />

betrauern sah, griff die ZEIT (oder der Tod) ein und sprach zu Śukra:<br />

Die ZEIT (bzw. der TOD) sagte:<br />

Oh Sohn des Bh­gu! Gib diesen deinen Körper auf und gehe in deinen anderen<br />

Körper ein – so wie ein König sein Königreich betritt. Mit diesem Körper<br />

von Śukra widme dich erneut deinen Bußübungen und werde so zum spirituellen<br />

Guru der Dämonen. Am Ende dieser Epoche wirst du dann auch diesen<br />

Körper aufgeben, um niemals wieder eine Verkörperung zu erleben. Nachdem<br />

sie so gesprochen hatte, verschwand die ZEIT.<br />

Daraufhin gab Śukra den Körper Vasudevas auf, in dem er intensive Bußübungen<br />

am Ufer des Flusses SamaÇga ausgeübt hatte, und ging erneut in den<br />

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