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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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III:62, 63<br />

Dieses unendliche Bewusstsein ist die alleinige Wirklichkeit – immer erwacht<br />

und erleuchtet. Ebenso steht es mit der Schöpfung. Dieses unendliche<br />

Bewusstsein ist die unerleuchtete Erscheinung dieser Schöpfung. Sogar nach<br />

dieser Schöpfung ist es stets dasselbe. Es ist auf ewig dasselbe. Wenn einer im<br />

Selbst und durch das Selbst realisiert, dass dieses Bewusstsein das absolute<br />

Brahman ist, dann erfährt er es als alles – so wie die eine Lebenskraft alle<br />

seine Glieder durchdringt.<br />

Man kann sagen, dass diese Welterscheinung nur insofern wirklich ist, als<br />

sie die Manifestation des Bewusstseins und eine direkte Erfahrung ist, und<br />

dass sie unwirklich ist, wenn sie mit dem Verstand und den Sinnesorganen<br />

erfasst wird. Wind wird in seiner Bewegtheit als wirklich erfahren und erscheint<br />

als inexistent, wenn es keine Bewegung gibt. Auf diese Weise kann<br />

diese Welterscheinung als wirklich und unwirklich betrachtet werden. Diese<br />

einer Luftspiegelung ähnliche Erscheinung der drei Welten existiert als nicht<br />

verschieden vom absoluten Brahman.<br />

Die Schöpfung existiert in Brahman so, wie der Keimling im Samen ist, Flüssigkeit<br />

im Wasser, Süße in der Milch und Schärfe im Pfeffer. In der Unwissenheit<br />

jedoch erscheint sie als verschieden und unabhängig von Brahman. Es<br />

gibt keine andere Ursache für die Existenz der Welt als die einer reinen Reflektion<br />

im absoluten Brahman. Sobald es eine Vorstellung der Schöpfung gibt,<br />

scheint diese auch zu sein. Wenn es dagegen durch Eigenbemühung ein Verstehen<br />

ihrer Nicht-Entstehung gibt, dann gibt es auch keine Welt mehr.<br />

Nichts wurde jemals irgendwo und irgendwann erschaffen, und nichts gelangt<br />

daher jemals an ein Ende. Das absolute Brahman ist alles – höchster<br />

Friede, ungeboren, reines Bewusstsein und ewig. In jedem Atom entstehen<br />

Welten innerhalb von Welten. Was ist deren Ursache, und wie entstehen sie?!<br />

Wenn man sich von den Ideen des „Ich“ und der „Welt“ abwendet, dann ist<br />

man befreit, denn die Vorstellung von „Ich bin dies“ ist die die einzige Bindung<br />

hier. Diejenigen, die dieses unendliche Bewusstsein als das namenlose,<br />

formlose Substrat des Univerums erkennen, erlangen den Sieg über saæsāra<br />

(den Lebenszklus).<br />

RùMA fragte:<br />

Es ist offensichtlich, dass Brahman allein existiert, oh heiliger Weiser! Aber<br />

aus welchem Grunde existieren dann alle diese Weisen und Heiligen in dieser<br />

Welt, als wären sie von Gott gesandt, und was überhaupt ist „Gott“?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Es existiert da, oh Rāma, die Macht oder Energie des unendlichen Bewusstseins,<br />

welche alle Zeit in Bewegung ist. Diese allein ist die Wirklichkeit all<br />

dieser unvermeidlichen zukünftigen Ereignisse, denn sie durchdringt alle<br />

Epochen der Zeit. Durch diese Macht wird die Natur aller Objekte im Universum<br />

bestimmt. Diese Macht (cit śakti) ist auch als Mahāsattā (die große Existenz),<br />

Mahāciti (der große Geist), Mahāśakti (die große Macht), Mahād­«Âi<br />

(die große Sicht), Mahākriyā (das große Tun), Mahodbhavā (das große Wer-<br />

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