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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:48<br />

Pfaus sich in ein und derselben Eisubstanz befinden. Wo in all diesem ist<br />

Vielfalt?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

All dies – der Ich-Sinn und der Raum usw. – hat die Natur realer Substanzen<br />

angenommen, obwohl diese niemals erzeugt worden sind. Wo nichts entstanden<br />

ist (erschaffen wurde), wird alles gesehen. Auf dieselbe Weise verweilen<br />

die Weisen, die Götter und die Vollkommenen in ihrem transzendentalen<br />

Bewusstsein, die Seligkeit ihrer eigenen Natur kostend. Sie haben die Illusion<br />

der Dualität zwischen Betrachter und Objekt und den daraus folgenden<br />

Strom der Gedanken aufgegeben. Ihr Blick ist fest und ruhig.<br />

Obwohl diese Weisen in dieser Welt tätig sind, hegen sie nicht die geringste<br />

Idee einer illusorischen Existenz. Fest sind sie verwurzelt in der Erkenntnis,<br />

dass es keine Beziehung zwischen Kenner und Gekanntem (Subjekt und Objekt)<br />

gibt. Ihre Lebenskraft wird nicht erregt.. Sie sind wie gemalte Figuren in<br />

einem Gemälde – ihr Gemüt bewegt sich nicht, so wie sich das Gemüt gemalter<br />

Figuren nicht bewegt. Denn sie haben die konzeptualisierende Neigung<br />

des Bewusstseins völlig aufgegeben.<br />

Sie reagieren angemessenen auf die Gegebenheiten des Alltags mit Hilfe<br />

einer geringfügigen Bewegung im Bewusstsein (so wie es auch der Höchste<br />

Herr tut). Und doch erzeugt auch diese geringe Gedankenbewegung und die<br />

Erfahrung des Kontaktes des Betrachters mit seinem Objekt in ihnen großes<br />

Entzücken. Ihr Bewusstsein ist absolut rein – gereinigt von allen mentalen<br />

Bildern (Konzepten) und Ideen.<br />

Ein solcher Zustand der Reinheit des Selbst, der wahren Natur des unendlichen<br />

Bewusstseins, ist keine Sichtweise oder Art, die Dinge zu sehen (d.h.<br />

eine Erfahrung des Gemüts und der Sinne). Dieser Zustand kann nicht gelehrt<br />

werden. Er ist weder sehr einfach zu erlangen, noch ist er weit entfernt oder<br />

unmöglich. Nur durch direkte Erfahrung wird er erlangt.<br />

Allein dies existiert und nichts anderes – weder der Körper und die Sinne<br />

noch die Lebenskraft, weder das Gemüt noch das Lagerhaus der Erinnerungen<br />

oder latenten Neigungen, weder der jīva noch überhaupt eine Bewegung<br />

im Bewusstsein, weder Bewusstsein noch die Welt. Es ist weder real noch<br />

irreal oder irgendetwas dazwischen, es ist weder leer noch nicht-leer, weder<br />

Zeit noch Raum noch Substanz. Frei von all diesem und frei von den tausend<br />

Schleiern im Herzen sollte man das Selbst in allem gewahren, was wahrgenommen<br />

wird.<br />

Es ist weder der Anfang noch das Ende. Da es überall gegenwärtig ist, wird<br />

es für etwas anderes gehalten. Tausende werden geboren, und Tausende<br />

sterben – das Selbst, welches überall ist, innerhalb und außerhalb, wird davon<br />

nicht berührt. Es verbleibt in allen diesen Körpern usw. so, als wäre es<br />

nur ganz wenig verschieden vom Unendlichen.<br />

Obschon glückstrahlend in die verschiedensten Tätigkeiten involviert, ist es<br />

ohne Sinn von Ich und Mein. Denn was auch immer in dieser Welt wahrge-<br />

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