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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Was auch immer hier wahrgenommen oder als existierend gedacht wird, ist<br />

nichts als reines Bewusstsein. Es hat niemals einen Grund gegeben, weshalb<br />

etwas anderes hätte ins Dasein treten sollen. Deshalb realisiere: „Ich bin im<br />

Frieden, ich bin wie der unendliche Raum“. Gib die Idee auf, dass du der jīva<br />

bist. Wer sich so nicht selbst erlösen kann, hat kein anderes Mittel, denn man<br />

ist sein eigener Freund, und man ist sein eigener Feind. Setze alles daran, dich<br />

noch in deinen jungen Jahren mit Hilfe des reinen und rechten Verstehens<br />

oder buddhi zu befreien. Tue es jetzt gleich. Was hoffst du zu erreichen, wenn<br />

du alt und senil bist? Alter ist selbst eine Last – mehr als das vermagst du<br />

nicht zu schultern. Kindheit und Alter sind nutzlos – nur die Jugend ist die<br />

rechte Zeit. Wenn du ein Weiser sein willst, dann lebe wie ein solcher! Nachdem<br />

man sich nun einmal in diesem saæsāra befindet, in dem das Leben so<br />

unbeständig ist, sollte man sich mit Hilfe der heiligen Schriften und der Heiligen<br />

bemühen, sich selbst emporzuarbeiten.<br />

Wenn die Wahrheit erkannt ist, hört dieses Universum auf, dich zu quälen,<br />

obwohl es weiterhin gesehen wird und voll Ruhelosigkeit ist.<br />

RĀMA fragte:<br />

Ohne die völlige Beherrschung der Sinne hört die Unwissenheit nicht auf.<br />

Bitte sage mir, wie man die Beherrschung der Sinne erlangt?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Ich werde dir nun beschreiben, wie man leicht und nur durch Eigenbemühung<br />

die Kontrolle der Sinne erlangt. Das Selbst (oder die individuelle Persönlichkeit)<br />

ist wahrhaftig nichts als reines Bewusstsein – aufgrund seines<br />

Selbstgewahrseins wird es dann zum jīva. Was auch immer der jīva denkt,<br />

dazu wird er dann unverzüglich. Daher sollten alle Versuche, die Kontrolle<br />

über das Selbst oder die Sinne zu erlangen, im Hinblick auf dieses Selbstgewahrsein<br />

unternommen werden. Das Gemüt (citta) ist der Befehlshaber,<br />

während die Sinne seine bewaffneten Streitkräfte sind. Die Kontrolle des<br />

Gemüts bedeutet daher gleichzeitig das Erlangen der Kontrolle (oder den<br />

Sieg) über die Sinne. Wenn man lederne Schuhe trägt, scheint die gesamte<br />

Welt mit Leder bedeckt zu sein!<br />

Sobald das eigene Gewahrsein ins Herz erhoben wird und fest im reinen<br />

Bewusstsein lebt, wird das Gemüt auf natürliche und mühelose Weise still.<br />

Durch andere Mittel wie Askese, Pilgerreisen oder rituelle Handlungen wird<br />

es nicht still. Wenn so das Selbst der Erfahrung gewahr wird, hinterlässt die<br />

Erfahrung keine Eindrücke oder Erinnerungen mehr im Bewusstsein und<br />

wird sozusagen sofort „vergessen“. Sogar der Versuch, dies zu tun, bringt<br />

einen näher zum höchsten Zustand der Selbsterkenntnis.<br />

Sei fest verwurzelt in dem zufriedenen Zustand, in dem du nur das als das<br />

Deine anerkennst, welches du dank deiner eigenen angemessenen Handlungen<br />

erhältst. Der ist ein Mensch, der sich selbst besiegt hat, der im Frieden<br />

und in der Zufriedenheit ruht und dabei tut, was zu tun ist, und vermeidet,<br />

was zu vermeiden ist. Dessen Gemüt ist ruhig, und er hat seine Freude an der<br />

VI.2:163<br />

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