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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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artha (Streben nach Wohlstand) wachsen. Diese vom Himmel umhüllte und<br />

mit den Augen der Sonne und des Mondes ausgestattete Welt wird nur durch<br />

die Illusion ihrer Substantialität am Leben erhalten. Im See dieser Welterscheinung<br />

blühen die Lilien der Körper, die wiederum von den Bienen der<br />

Lebenskräfte besucht werden.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Das morbide Konzept der Welterscheinung ist in den Sinnen gefangen; es<br />

ist gebunden durch die Selbst-Begrenzung und Konditionierung sowie die<br />

starke Fessel der Hoffnungen und Wünsche. Diese Welterscheinung ist wie<br />

eine empfindliche Schlingpflanze, die beständig im Wind des prāïa oder der<br />

Lebenskraft schwankt und dabei fortwährend alle Arten von Lebewesen<br />

ausschüttet, die sie ihrer Vernichtung überlässt.<br />

Es gibt viele edle Seelen, die sich über diesen Morast namens Welterscheinung<br />

erhoben haben und, befreit von allen Zweifeln, sich für eine kurze Zeit<br />

erfreuen. Es gibt die göttlichen Wesen, die wie Lotosse in der blauen Weite<br />

des Firmamentes leben.<br />

In dieser Schöpfung sind die Handlungen wie der Lotos, der von den vergeblichen<br />

Bemühungen nach den Früchten dieser Handlungen besudelt ist. Es<br />

sind diese Bemühungen, die im Netz der psychologischen Konditionierung<br />

gefangen und mit dem unverwechselbaren Geruch des Dynamismus ausgestattet<br />

sind. Jedoch ist diese Welterscheinung nur wie ein kleiner Fisch, der in<br />

diesem endlichen Raum in die Existenz tritt und schon bald von dem widerspenstigen<br />

und unbesiegbaren alten Geier namens k­tānta (Abschluss oder<br />

Endergebnis der Handlung) verschluckt wird. Und doch erscheinen alle diese<br />

Szenen des Lebens täglich aufs Neue und verschwinden wieder – wie Wellen<br />

auf der Oberfläche des Ozeans auftauchen und verschwinden. Der Töpfer, die<br />

Zeit, hält alle diese Dinge wie das Töpferrad in ständiger Umdrehung. Unzählige<br />

Wälder, genannt Schöpfung, sind schon von diesem Waldbrand, genannt<br />

Zeit, in Schutt und Asche gelegt worden. Das ist das Wesen dieser Schöpfung!<br />

Aber da die Unwissenden fest an all ihren falschen Ideen festhalten, vermögen<br />

weder die Vergänglichkeit dieser Welt noch die harten Schläge, die sie in<br />

ihrem Leben erleiden, sie zu erwecken.<br />

Diese psychologische Konditionierung oder Selbst-Begrenzung dauert wie<br />

der Körper des Herrschers über die Götter (Indra) den gesamten Weltzyklus<br />

über an. Wie zufällig treten dann inmitten von all diesem göttliche Manifestationen<br />

auf, in welchen die reinste Natur enthüllt wird.<br />

Während die unbeweglichen Kreaturen still stehend das Mysterium der Zeit<br />

kontemplieren, werden die beweglichen von den Zwillingskräften der Anziehung<br />

und Abstoßung geschüttelt, von Liebe und von Hass. Sie werden von der<br />

entsetzlichen Krankheit namens Vergnügen und Schmerz, Alter und Tod<br />

befallen, verlieren ihre Kräfte und gehen zugrunde. Unter den letzteren ertragen<br />

die Würmer und das Ungeziefer schweigend und geduldig die Früchte<br />

ihrer vergangenen schlechten Taten, als ob sie sie die ganze Zeit kontemplie-<br />

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