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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Unwissenheit (der wie Schlaf ist), dass das Gemüt die Welterscheinung erträumt,<br />

nicht aber, wenn es erwacht oder erleuchtet ist. Daher wird das verkörperte<br />

Wesen, welches dem Leiden unterworfen ist, verschiedentlich das<br />

Gemüt, Unwissenheit, jīva und mentale Konditionierung oder auch individualisiertes<br />

Bewusstsein genannt.<br />

Der Körper ist nicht-fühlend und kann daher weder Freude oder Schmerz<br />

erfahren. Die Unwissenheit lässt die Achtlosigkeit und die Unklugheit entstehen<br />

– folglich ist es die Unwissenheit allein, die Freude und Schmerz erfährt.<br />

Es ist in der Tat das Gemüt allein, welches geboren wird, klagt, tötet, umher<br />

wandert, andere missbraucht usw., jedoch nicht der Körper. In allen diesen<br />

Erfahrungen von Glücklichsein und Unglücklichsein wie auch in allen Halluzinationen<br />

und Imaginationen ist es allein das Gemüt, das alles tut, und es ist<br />

wiederum das Gemüt, welches all dieses erfährt; denn das Gemüt ist der<br />

Mensch.<br />

Ich werde dir jetzt den Grund der Leiden von König Lavaïa erzählen.<br />

Lavaïa war ein Abkömmling von Hariścandra. Lavaïa dachte bei sich: „Mein<br />

Großvater verrichtete ein großes religiöses Ritual und wurde ein großer<br />

Mann. Auch ich sollte daher ein solches Ritual ausführen.“ Er beschaffte sich<br />

die für die religiösen Riten erforderlichen Materialien und Priester und führte<br />

alle Riten mental aus (ein ganzes Jahr lang).<br />

Da er erfolgreich die religiösen Riten rein mental ausgeführt hatte, erwarb<br />

er dadurch auch deren Früchte. Oh Rāma, darin kannst du erkennen, wie das<br />

Gemüt allein der Täter aller Handlungen und daher auch der Erfahrende von<br />

allem Unglück und Glück ist. Führe daher dein Gemüt auf den Pfad der Erlösung,<br />

Rāma.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Ich selbst war Zeuge der Szene am Hof von Lavaïa, und als sie wissen wollten,<br />

wer dieser Zauberkünstler war, der plötzlich verschwand, da erkannte<br />

ich seine Identität mit Hilfe meiner subtilen Sehkräfte. Ich stellte fest, dass er<br />

ein Bote der Götter war. Es ist Tradition, dass Indra jedem, der sich diesen<br />

religiösen Riten hingibt, die Lavaïa mental ausführte, allerhand von Qualen<br />

sendet, um seine Stärke zu testen. Als Ergebnis davon erlebte er diese Halluzinationen.<br />

Der Ritus wurde von seinem Gemüt ausgeführt, und diese Halluzinationen<br />

wurden ebenfalls von seinem Gemüt erfahren.<br />

Sobald dasselbe Gemüt gründlich gereinigt ist, wirst du alle von ihm erschaffenen<br />

Dualitäten und alle Vielfalt loswerden.<br />

Rāma, ich habe dir bereits von dem Prozess der zyklischen Schöpfung (nach<br />

der letzten kosmischen Auflösung) erzählt und wie man zu der falschen Vorstellung<br />

von „Ich“ und „mein“ kommt. Ausgestattet mit Weisheit sollte jeder,<br />

der nach und nach die sieben Stufen der <strong>Yoga</strong>-Vervollkommnung erklimmt,<br />

von jenen Vorstellungen befreit sein.<br />

RùMA fragte:<br />

III:116,<br />

117<br />

156

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