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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.1:85<br />

In der folgenden Nacht, als die Königin noch schlief, verließ der König den<br />

Palast unter dem Vorwand, in der Stadt auf Streife zu gehen. Er ritt den ganzen<br />

Tag und erreichte schließlich am Mandara-Berg einen dichten Dschungel.<br />

Dieser war weit, weit entfernt von menschlichen Behausungen. Es gab Anzeichen<br />

dafür, dass dieser Ort früher von heiligen Brāhmanen bewohnt worden<br />

war. Dort baute er für sich selbst eine Hütte und stattete diese mit allem aus,<br />

was er als notwendig für ein asketisches Leben erachtete, wie etwa einem<br />

Bambusstock, einem Teller für das Essen, einem Wasserkessel, einer Schale<br />

für die Blumen, einem kamaï¬alu, einem Rosenkranz (Mala), Kleidung als<br />

Schutz vor der Kälte, einem Hirschfell. Dann nahm er das asketische Leben<br />

auf. Den ersten Teil des Tages verbrachte er mit Meditation und japa (Wiederholung<br />

heiliger Mantras). Den zweiten Teil des Tages verbrachte er mit<br />

dem Sammeln von Blumen. Dann folgten das Bad und anschließend die Verehrung<br />

der Gottheit. Danach nahm er ein karges Mahl ein bestehend aus<br />

Früchten und Wurzeln. Den Rest des Tages verbrachte er mit japa oder der<br />

Wiederholung von Mantras. So lebte er eine lange Zeit in der Hütte, ohne<br />

jemals an sein Königreich usw. zu denken.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Cū¬ālā erwachte mit einem Schreck, als sie entdeckte, dass ihr Gemahl den<br />

Palast verlassen hatte. Sie fühlte sich unglücklich und kam zu dem Ergebnis,<br />

dass ihr Platz an der Seite ihres Gemahls sei. Rasch verließ auch sie durch ein<br />

kleines Fenster den Palast und flog durch den Himmel, dabei Ausschau haltend<br />

nach ihrem Gemahl. Schon bald hatte sie ihn entdeckt, wie er im Wald<br />

umherwanderte. Jedoch bevor sie sich in seiner Nähe niederließ,, begann sie<br />

mit Hilfe ihrer psychischen Kräfte die zukünftigen Ereignisse zu betrachten.<br />

Sie vermochte alles zu sehen, wie es entsprechend dem Schicksal zu geschehen<br />

hatte, bis in das kleinste Detail. Indem sie sich dem Unvermeidlichen<br />

beugte, kehrte sie auf der gleichen Himmelsroute zum Palast zurück.<br />

Cū¬ālā kündigte an, dass der König den Palast für eine wichtige Mission<br />

verlassen habe. Von nun an übernahm sie selbst die Staatsangelegenheiten.<br />

Achtzehn Jahre lang weilte sie im Palast, während ihr Gemahl im Walde lebte,<br />

und niemals trafen sie einander. Ihr Gemahl begann, erste Zeichen des Alterns<br />

zu zeigen.<br />

Nun „sah“ Cū¬ālā, dass das Gemüt ihres Mannes beträchtlich an Reife gewonnen<br />

hatte und ihre Aufgabe nun darin bestand, ihm bei der Erlangung der<br />

Erleuchtung zu helfen. Nachdem sie diesen Entschluss gefasst hatte, verließ<br />

sie des Nachts den Palast und begab sich an den Ort, wo ihr Gemahl lebte. Sie<br />

nahm in den Himmeln die himmlischen Wesen und die vollkommenen Weisen<br />

wahr. Sie durchflog die Wolken, atmete den himmlischen Duft ein und<br />

schaute mit großer Erwartung der Wiedervereinigung mit ihrem Gemahl<br />

entgegen. Sie war erregt und ihr Gemüt befand sich in Aufruhr. Nachdem sie<br />

ihres mentalen Zustandes gewahr geworden war, sagte sie sich: „Oh, so lange<br />

in diesem Körper Leben ist, hört dessen Natur nicht auf, aktiv zu sein. Sogar<br />

mein Gemüt ist so stark erregt! Oder vielleicht, oh Gemüt, suchst du deinen<br />

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