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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:153,<br />

154<br />

zerstört worden sind, konntest du keinen Ausgang mehr finden. Da du die<br />

beiden Körper nicht finden konntest, existierst du nun in dieser „Welt“. So hat<br />

sich also dein Traum zu einer Realität des Wachzustandes materialisiert. Wir<br />

alle hier sind deine Traumobjekte. Du selbst bist unser Traumobjekt. Das, in<br />

dem all dies geschieht, ist das reine Bewusstsein (cidākāÁa), welches immer<br />

und überall existiert. Du warst auch früher ein Traumobjekt. Da du jedoch die<br />

Überzeugung gewonnen hattest, das dies die Welt des Wachzustandes sei,<br />

wurdest du zu einem Familienmann mit einer Familie und Verwandten usw.<br />

Damit habe ich dir nun alles mitgeteilt, was geschehen ist.<br />

DER WEISE sprach:<br />

Wenn dies die Natur des Traumes ist, dann kommt er mir aber sehr real vor.<br />

DER ASKET erwiderte:<br />

Wenn das Reale ins Dasein zu treten vermag, ist es auch möglich, anderes<br />

für real zu halten. Wenn die Realität des ersteren zweifelhaft ist, wie kann<br />

man die Realität des letzteren bestätigen! Andererseits ist sogar die ursprüngliche<br />

Schöpfung wie ein Traum. Sie ist nur eine illusorische Erscheinung.<br />

Zwar enthält sie keine Erde mit allem darin, erscheint aber so, als hätte<br />

sie eine Erde usw. Oh Lehrer des Jägers! Die ursprüngliche traumartige<br />

Schöpfung der Welt und auch der Traum, den wir jetzt erfahren, sind beide<br />

irreal. Der gegenwärtige Traum enthält Objekte, die früher gesehen worden<br />

sind, und die traumartige Schöpfung taucht im Raum auf, als wäre sie zuvor<br />

schon gesehen worden. Weshalb sagst du daher so zögernd und zweifelnd:<br />

„Der Traum kommt mir real vor“? Wenn du diese Welt doch als etwas Reales<br />

erfährst, wie entstehen Zweifel bezüglich ihrer Realität?“<br />

DER WEISE sprach (zum Jäger):<br />

Ich unterbrach die Erklärungen des Asketen und fragte ihn: „Wie und weshalb<br />

beziehst du dich auf mich als den Lehrer des Jägers?“<br />

DER ASKET erwiderte:<br />

Höre, ich werde dir nun erzählen, was in der Zukunft geschehen wird. Ich<br />

bin ein Asket mit einer langen Praxis der Askese. Du bist eine rechtschaffene<br />

Person. Wenn du daher diese Wahrheit hörst, wirst du glücklich sein. Du und<br />

ich – wir werden hier bleiben. Ich werde dich nicht verlassen.<br />

Nach einigen Jahren wird es hier eine große Hungersnot geben. Durch sie<br />

werden alle deine Verwandten umkommen. All die lasterhaften Könige werden<br />

Krieg gegeneinander führen und dabei alles vernichten. Wir selbst werden<br />

jedoch kein Leid empfinden, da wir die Wahrheit kennen und unangehaftet<br />

(frei) sind. Wir werden hier am Fuße eines Baumes weiterleben. Im Verlaufe<br />

der Zeit wird ein sehr schöner Wald heranwachsen. Dieser Wald wird<br />

den Lustgärten gleichen, die es in Fülle in den Himmeln gibt.<br />

DER WEISE fuhr fort:<br />

Der Asket sagte: „Wir beide werden dann in jenem Wald eine lange Zeit unseren<br />

Askesepraktiken nachgehen. Eines Tages wird ein Jäger auf der Suche<br />

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