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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Wunschlosigkeit (die Abwesenheit aller Erwartungen), Furchtlosigkeit,<br />

wandellose Stetigkeit, Gleichmut, Weisheit, Nicht-Anhaftung, Nicht-Handeln,<br />

Güte, völlige Abwesenheit von Perversion, Mut, Ausdauer, Freundlichkeit,<br />

Vernunft, Zufriedenheit, Sanftheit und angenehme Rede – alle diese Eigenschaften<br />

sind natürlich für denjenigen, der frei von den Instinkten des Erwerbs<br />

und der Ablehnung ist. Und all diese Eigenschaften sind unbeabsichtigt<br />

und spontan.<br />

Man sollte das Gemüt stets davon abhalten, abwärts zu sinken, so wie der<br />

Lauf eines Flusses durch den Bau eines Dammes aufgehalten wird. Nachdem<br />

du entschlossen allen Kontakt mit externen Objekten aufgegeben hast, wende<br />

das Gemüt nach innen und reflektiere über alles im eigenen Inneren; auch<br />

dann, wenn du mit den verschiedenen Tätigkeiten des Alltags befasst bist. Mit<br />

Hilfe des scharfen Schwertes der Weisheit durchschneide dann dieses Netz<br />

der Konditionierung (welches Verlangen, Absichten, Antriebe, Erwartungen<br />

und Ablehnungen entstehen lässt), welches allein die Ursache des Stromes<br />

der Welterscheinung ist.<br />

Vernichte das Gemüt mit Hilfe des Gemüts. Sobald du den Zustand der<br />

Reinheit erlangt hast, verbleibe darin in Ruhe. Vernichte das Gemüt mit dem<br />

Gemüt und weise jeden Gedanken an das Gemütes zurück, wodurch das Gemüt<br />

selbst verneint wird – auf diese Weise wirst du die Welterscheinung<br />

endlich ausmerzen. Wenn dann die Welterscheinung eliminiert ist, wird auch<br />

die Täuschung nicht länger auftauchen, und auch das Gemüt wird diese Welterscheinung<br />

nicht wieder aufs Neue erschaffen. Auch wenn du alle von dir<br />

erwarteten Handlungen in dieser Welt verrichtest – sei stets fest verwurzelt<br />

im Bewusstsein der Unwirklichkeit alles dessen; gib auf diese Weise alle<br />

deine Erwartungen und Hoffnungen auf. Lebe, verwurzelt im Gleichmut und<br />

jeder Situation entsprechend handelnd, ohne daran zu denken, was auf diese<br />

Weise ungesucht zu dir kommt, ein nicht-willentliches Leben hier. So wie vom<br />

Höchsten Herrn gesagt wird, dass er gleichzeitig der Täter wie auch der<br />

Nicht-Täter aller Handlungen ist, so lebe auch du nicht-willentlich – indem du<br />

tust, was getan werden muss, ohne es tatsächlich zu tun.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Du bist der Kenner von allem, das Selbst. Du bist das ungeborene Sein, du<br />

bist der Höchste Herr, du bist nicht-verschieden vom Selbst, das alles durchdringt.<br />

Wer die Idee aufgegeben hat, dass es ein Objekt der Wahrnehmung<br />

gibt, welches vom Selbst verschieden ist, ist nicht länger den Leiden ausgeliefert,<br />

die aus Freude und Kummer entstehen. Er wird ein Yogi genannt, frei von<br />

aller Anziehung und Abstoßung; für ihn sind ein Erdkloß und ein Goldkorn<br />

von gleichem Wert und gleicher Bedeutung – er hat sämtliche Neigungen<br />

aufgegeben, die diese Welterscheinung bestätigen. Was immer er tut, an was<br />

er sich erfreut, was immer er gibt und was er zerstört – sein Bewusstsein<br />

bleibt frei und daher ungerührt in Schmerz und Freude. Indem er tut, was zu<br />

tun ist, ohne zwischen Wünschenswertem und Unerwünschtem zu unterscheiden,<br />

ist er tätig, ohne in der Tätigkeit zu ertrinken.<br />

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