19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

VI.2:60,<br />

61<br />

oder einer bestimmten Welt nichts von der Existenz der anderen. Diese verschiedenen<br />

Welten sind der Ideen oder Schöpfungen anderer nicht gewahr –<br />

so wie die im selben Raum schlafenden Leute die Schlachtrufe nicht wahrnehmen,<br />

die sich in den Träumen der anderen abspielen. Ich sah in diesen<br />

Universen tausende von Brahmās, Viåņus und Rudras. Alle befanden sich im<br />

Bewusstsein, waren Bewusstsein, und Bewusstsein allein ist all dieses – daher<br />

sah ich all dieses nur als Bewusstsein und nichts anderes.<br />

Rāma, wenn du etwas betrachtest und sagst: „Dies ist so und so“, leuchtet<br />

nur Bewusstsein als „so und so“, wobei in Wahrheit dieses Bewusstsein allein<br />

als es selbst existiert; Namen und Formen dagegen existieren da nicht. Nur<br />

dieser Raum oder diese Ebene des Bewusstseins existiert überall und immer,<br />

und das nennt man dann die Welt. Die Wahrnehmung von Objekten hier (was<br />

wir dann als das Wissen über dieses Objekt bezeichnen) ist die einzige Unwissenheit<br />

oder Täuschung. Ich erkannte ferner, dass Raum oder die Ebene<br />

des Bewusstseins allein existiert. Mit erleuchteter Intelligenz erfuhr ich außerdem<br />

die letztgültige Wahrheit über all dieses – nämlich dass all dies reines,<br />

unteilbares, unendliches Bewusstsein ist. Aufgrund der Beharrlichkeit<br />

der wahrgenommenen Vielfalt sah ich darin zahllose Vāsi«Âhas, zahllose Zeitalter<br />

und Weltzyklen und viele Äonen, in denen Rāma wirkte. All dies kommt<br />

zum Vorschein, wenn die Wahrnehmung von Vielfalt entsteht. Sobald aber die<br />

Realisation der Wahrheit auftaucht, wird alles als reines, unteilbares, unendliches<br />

Bewusstsein gesehen. Im Unendlichen gibt es natürlich weder Namen<br />

noch Formen, auf die man sich als „dies ist die Welt oder die Schöpfung“<br />

beziehen könnte. Brahman allein existiert als Brahman.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Brahman ist eins, und all dies sind Erscheinungen, die im Licht von Brahman<br />

manifest werden, ohne dass dieses die Absicht dazu hegt. Aufgrund<br />

dessen taucht dann die großartige Vielfalt der Erfahrungen auf. Zum Beispiel<br />

mag es dann in manchen Universen heißes Mondlicht und kühles Sonnenlicht,<br />

gute Sicht in der Dunkelheit und Blindheit im Tageslicht, Gutes das<br />

zerstört und Böses das erschafft, gesundmachende Gifte und tödlichen Nektar<br />

geben. Dies geschieht entsprechend den Ideen, die im Bewusstsein auftauchen.<br />

In manchen Universen gibt es keine Frauen und daher keine Sexualität,<br />

während in anderen herzlose Leute leben. In manchen Universen besitzen die<br />

Leute nicht ein einziges Sinnesorgan. In anderen existieren nur ein oder zwei<br />

der Naturelemente, und doch werden sie von Lebewesen bewohnt, die sich<br />

an die dort herrschenden Bedingungen angepasst haben.<br />

All dies taucht als Bewusstsein im Bewusstsein durch Bewusstsein auf –<br />

genannt wird dies dann das Gemüt.<br />

RĀMA fragte:<br />

Wie konnte überhaupt die Idee einer nächsten Schöpfung entstehen, wenn<br />

doch alles am Ende des Weltzyklus und während der kosmischen Auflösung<br />

Befreiung erlangt:<br />

579

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!