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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Und so ist dieser riesige Wald, oh Rāma – niemand vermag darin einen sicheren<br />

Ruheplatz zu finden, wie sehr er auch immer danach sucht, und wie<br />

viel verschiedene Lebensweisen er auch ausprobieren mag. Noch heute findest<br />

du in dieser Welt solche Leute, und auch du selbst hast dieses Leben der<br />

Unwissenheit und Täuschung kennen gelernt. Weil du noch jung und unwissend<br />

bist, kannst du es nicht verstehen.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, weder ist dieser riesige Wald weit entfernt noch befindet sich<br />

diese verrückte Person in einem verrückten Land! Denn diese Welt selbst ist<br />

dieser Wald. Sie ist nichts als eine große Leere – gesehen wird diese Leere<br />

jedoch nur im Licht der Selbsterforschung. Das Licht der Selbsterforschung<br />

ist das „Ich“ in der Geschichte. Akzeptiert wird diese Weisheit von einigen,<br />

und von anderen zurückgewiesen, die dann weiterleiden. Diejenigen, die sie<br />

akzeptieren, sind erleuchtet.<br />

Die Person mit den tausenden von Armen ist das Gemüt mit seinen zahllosen<br />

Manifestationen. Dieses Gemüt bestraft sich selbst durch seine latenten<br />

Neigungen und wandert ruhelos in dieser Welt umher. Der tote Brunnen in<br />

der Geschichte ist die Hölle, und der Bananenhain der Himmel. Das dichte<br />

Gehölz aus Dornenbüschen ist das Leben des weltlichen Menschen mit seinen<br />

zahlreichen Dornen aus Frau, Kindern, Besitz usw. die ihn die ganze Zeit über<br />

quälen. Einmal wandert das Gemüt in die Hölle, dann wieder in den Himmel,<br />

und schließlich in die Welt der menschlichen Wesen.<br />

Sogar dann, wenn das Licht der Weisheit das Leben des irregeführten Gemüts<br />

beleuchtet, weist dieses die Weisheit törichterweise zurück und sieht<br />

sie sogar noch als seinen Feind an. Dann jammert und heult es verzweifelt.<br />

Manchmal erfährt es ein teilweises Erwachen und weist die Vergnügen dieser<br />

Welt ohne klares Verstehen zurück. Und diese Art der Entsagung wird dann<br />

zu einer weiteren Quelle von Kummer. Sobald jedoch eine Entsagung aus der<br />

Fülle des Verstehens und aus der Weisheit der tiefgründigen Erforschung des<br />

Gemüts hervorgeht, führt sie zur höchsten Seligkeit. Ein solches Gemüt betrachtet<br />

unter Umständen sogar seine eigenen, früheren Vorstellungen von<br />

Vergnügen mit Verblüffung. So wie die Glieder der Person nach dem Abschneiden<br />

wegfallen und verschwinden, so verschwinden auch die latenten<br />

Neigungen der Person, die auf weise Art der Welt entsagt hat, aus dem Gemüt.<br />

Sieh nur dieses Spiel der Unwissenheit! Wie es macht, dass sich der Unvorsichtige<br />

aus eigenem, freien Willen verletzt, und wie es macht, dass man<br />

wieder und wieder in sinnloser Panik umherrennt! Obgleich das Licht der<br />

Selbsterkenntnis in jedem Herzen leuchtet, wandert man doch, getrieben von<br />

den eigenen latenten Neigungen, in dieser Welt hin und her. Und das Gemüt<br />

selbst verstärkt noch all diesen Kummer und stachelt einen an, sich dauernd<br />

im Kreis zu drehen. Durch seine eigenen Launen und Wahnvorstellungen,<br />

Gedanken und Hoffnungen, bindet es sich selbst. Wenn die Sorgen es heimsuchen,<br />

wird es verzweifelt und rastlos.<br />

III:99<br />

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